Clubfahrt nach Adrspach 15.06.-21.06.2024
Ein Bericht von Knut
Seit längerer Zeit bestand der Wunsch, die großartigen Felsstädte Adrspach und Weckelsdorf zu besuchen. Die letzte Wanderlust-Wanderfahrt in dieses Gebiet fand 2002 statt und wurde von meinem Vater Felix organisiert.
Pünktlich zur Adrspachfahrt erschien im DAV Panorama ein Bericht von Mike Jäger über dieses Gebiet. Seine teilweise abenteuerlichen Kletterwegbeschreibungen, die man dort wirklich so erleben kann, sollten uns nicht entmutigen und somit wurde das Kletterzeug eingepackt. Das Klettern in beiden Gebieten ist vor dem 1.7. jedes Jahres mit paar Recherchen verbunden, da viel wegen dem Vogelschutz gesperrt ist.
Am Freitag reisen wir über verschiedene Wegstrecken nach Dolni Adrspach an. Von Schandau aus brauchen wir ohne nennenswerte Staus fast vier Stunden. Es gibt keine Autobahn und nur wenige Schnellstraßenstücke. Der Rest ist Landstraße. Unser Navi zeigte uns die kürzeste Strecke (km) und so war auch ein Stück Straße 1. Ordnung dabei.
Die Vermieterin erwartet uns bereits und zeigt uns unser Quartier für die nächsten Tage.
Es liegt genau gegenüber vom Königreich. Den König (Krahl) kann man gut sehen. Den habe ich mal 1973 vorgestiegen. Wir beziehen sechs Zimmer, alle mit WC/Dusche bzw. sogar Badewanne. Im Erdgeschoß befindet sich eine große Küche und eine noch größere Wohnstube mit großer Tafel. Vor dem Haus gibt es ebenfalls viele Sitzmöglichkeiten und ein Grill. Der wird am selben Abend gleich ausprobiert. Von Schandau hatten wir entsprechend viel Kartoffelsalat für zwölf Personen mitgebracht.
Unsere Vermieterin warnt uns noch, am Sonntag in die Felsenstadt Adrspach zu gehen, da an solchen Tagen Massen von Touristen unterwegs sind. Ich hatte sowieso für heute Klettern am Kreuzberg geplant. Der liegt genau gegenüber der Felsenstadt. Vom Quartier aus gehen wie zu Fuß dort hin und kommen an den riesigen Touristen-Parkplätzen vorbei, welche am Morgen bereits gut gefüllt sind. Früher gab es hier nur einen kleinen Parkplatz.
Am Kreuzberg haben wir uns die Felsen rund um den Musketier ausgesucht. Diese sind meistens leichter und ein guter Einstieg für uns, sowie auch für unsere kleinste Kletterin, die erst sechs Jahre alt ist. Vier Gipfel werden bestiegen. Gegenüber früher (mein letzter Aufenthalt hier war 1987) sind viele Seilschaften unterwegs. Das hängt sicher mit den umfangreichen Sperrungen in den Felsenstädten zusammen.
Auf dem Rückweg erkundige ich mich bei der Touristeninformation wegen der Zugangsregeln für Bergsteiger mit DAV Ausweis. Scheinbar kein Problem, wird mir gesagt. Im Quartier reserviere ich dann nur drei Tickets für die „Ausweislosen“ für den folgenden Tag, denn wir wollen die Felsenstadt Adrspach besuchen und auch zum Klettern gehen. In der Zwischenzeit wurde das Abendbrot gekocht. Jeder ist mal in dieser Woche mit Kochen dran und einen großen Teil der Zutaten hatten wir von zu Hause mitgebracht, denn unsere Zeit wollten wir nicht mit Einkaufen vertrödeln.
Heute ist „Tag der Felsenstadt Adrspach“. Wieder zu Fuß laufen wir zum Haupteingang, zeigen unsere SBB-Ausweise vor und schon sind wir drin. Die drei Onlinetickets bereiten auch kein Problem. Der Touristenandrang hält sich gerade in Grenzen, denn über das Onlineportal werden nur ca. 350 Tickets pro Stunde ausgegeben. Wir laufen brav den grün markierten Rundweg und kommen an den ersten imposanten Felsgestalten vorbei (Krug, Zuckerhut, Elisabethfelsen usw.) Durch enge nasse Schluchten erreichen wir den Beginn der Bootsfahrt. Hier steigt der Weg zur Liebespaaraussicht an, welcher gleich wieder über viele Stufen in eine Schlucht absteigt. Wer absteigt, muss auch wieder aufsteigen, denn die Felsen stehen oben. Wir sehen den Fabrikschornstein und kommen an der Kleinen und Großen Guillotine vorbei. Da hängen sicher auch noch paar Hautfetzen von meinen Händen aus früheren Zeiten im Einstiegsriß. Kurz darauf stehen wir vor der Bürgermeisterin und dem Bürgermeister. Tolle Felsen, aber mindesten VIIb sollte man vorsteigen können. Wir verlassen den Touristenweg und steigen über einen steilen Pfad zur Scharte von der Stefanskrone hoch. Um die linke Ecke rum ist noch einmal ein sehr schöner Blick zu den riesigen Felsgestalten. Unsere Kletterfelsen liegen aber noch etwas höher und nach 15 Minuten stehen wir unter uns unbekannten Felsen. Die Orientierung mit dem alten grauen Kletterführer aus den 70iger Jahren ist etwas kompliziert, da eine Vielzahl neuer, meist kleinere Gipfel dazugekommen ist. Also mal auf einen Gipfel mit Kletterbuch hoch. Die ersten Meter sind Schulterriß und der Ausstieg etwas Reibung. Als ich mich am Abseilring festmache, fühlen sich die Ameisen gestört, welche im Loch vom Ringschafft ihren Bau haben. Ich öffne die Kassette und finde ein Notizbuch mit Eintragungen, aber ohne Gipfelname. Es ist ungemütlich im Beisein dieser Krabbeltiere und ich seile mich zur Gegenseite ab. Den Schulterriß will dann nur noch einer klettern. Inzwischen haben wir über eine App unseren Standort orten können und wissen wo wir sind. An verschiedenen Gipfeln wird nun geklettert. Wir klettern die kleineren Gipfel und die Großen lassen wir unbeachtet. Auch hier ist mindestens VIIa im Vorstieg gefordert. Nach dem Klettern steigen wir den gleichen steilen Pfad wieder ab. Am Rundweg steht ein grimmig aussehender Ranger, der Müll aufsammelt. Wir setzen unseren Rundweg fort und quetschen uns zum Abschluss durch eine enge Felsspalte, wo die Rücksäcke gerade so durchpassen. An einem Felsen, der wie ein großes steinernes Kanapee aussieht, platziert sich unsere Gruppe zum Foto. Der Ranger möchte uns nicht fotografieren und murmelt was von „wir würden den Felsen beschädigen“ in seinen nicht vorhandenen Bart. Ein Tourist macht dann das Bild.
Im Quartier kochen wir wieder unser gemeinsames Abendbrot und wegen einem starken Gewitter wird dieses im Haus eingenommen.
Das Ziel für den Nächsten Tag wir aus den Führern herausgesucht – es geht nach Weckelsdorf / Teplice Skaly.
An unserem dritten Urlaubstag fahren wir mit drei Autos zum Parkplatz vor dem Hotel Orlik. Hier ist der Einlass für die Weckelsdorfer Felsen. Unsere SBB Ausweise werden wieder akzeptiert und wir steigen zum Beginn des Rundweges hoch. Hier steht rechts oben eine kleine Hütte der hiesigen Bergsteiger, genau gegenüber der Hlaska. Da habe ich mal zu Pfingsten bei größter Hitze mit meinen Freunden drinnen geschwitzt und viel Blut gelassen, denn Rißhandschuhe kannten wir nicht. Der Rundweg beginnt mit engen, steilen und nassen Felsenschluchten. Wie an manchem Riß ein Ring geschlagen werden konnte, ist für uns ein Rätsel. Es müßte ja damals ein Jahrtausendsommer gewesen sein.
An der Felsenkrone öffnet sich die Felsenlandschaft. Links stehen die hohe Dom- und Martinswand. Über uns pfeift es kurz und so verrät uns ein Falke wo sein Nest ist. Die Sperrung der Felsen ist hier somit berechtigt. Es ist inzwischen sehr heiß geworden.
Wo der Rundweg einen Rechtsknick macht, liegt links unser ausgesuchtes, nicht gesperrte Klettergebiet. Wir finden auch sehr schnell unsere Gipfel, aber auf den ersten 5 Meter sind die Einstiege sehr nass. Da klemmt keine Hand und Kaminklettern macht auch keinen Spaß bei diesem nassen Moos. Aus den Felsen tritt teilweise aus bestimmten Gesteinsschichten Wasser heraus. Soviel hatte es eigentlich nicht geregnet?
Wir gehen den Rundweg weiter und stehen bald unter der Peitsche (VIIc). Ein sehr imposanter Kletterweg, der vor vielen Jahren viel Spaß gemacht hatte. Kurz darauf kommen wir zu einem größeren Felssturz, der bis auf den Wanderweg ging. Ein Meßgerät wurde in der Wand angebracht, da man scheinbar noch mehr erwartet. Der Rundweg wird wieder schmaler zu einer Felsenschlucht. „Sibirien“ ist erreicht und man kann den Eisbären sehen. Den Kindern hatte ich versprochen, dass da noch Schnee liegen würde. Leider sehen wir keinen. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass auf den hochgelegten Holzweg der Schnee schlechter liegenbleibt und auch schneller taut. Am Ende des Rundweges machen wir an der Kletterhütte nochmals Pause. Es geht später bergab Richtung Parkplatz. Am Wegesrand gibt es viele Heidelbeeren zum Pflücken. Nach paar Minuten kommen wir an eine lange Eisentreppe. Diese führt über 300 Stufen zur Burg hoch, bzw. deren Reste. Unsere Sechsjährige zieht eisern die Stufen hoch. Ohne Pause. Die kleinere Schwester lässt sich tragen und genießt den Aufstieg.
Unten am Parkplatz biegen wir rechts ab und genehmigen uns erst einmal ein Eis. Wir haben es uns heute verdient, auch wenn wir nicht geklettert haben, denn unsere Runde hatte 260 Hm.
Heute ist schon Mittwoch, Mensch wie die Zeit vergeht. Es steht ein neues Klettergebiet auf den Plan – Ostas. Über Teblice fahren wir zum Parkplatz an diesem Tafelberg. Unser Kletterziel befindet sich gleich am Anfang der Felsenkette. Wir klettern am Turm der tschechischen Felsenbrüder. Für die Kinder habe ich noch nach einer anderen Klettermöglichkeit gesucht und war letztendlich an der Katzenburg gelandet. Es stecken auf verschiedenen Gipfelköpfen Abseilringe und ich stieg auf einen vermeintlichen Gipfel hoch. Allerdings war der Abseilring fünf bis sechs Meter nach links versetzt geschlagen, so dass ich den Nachstieg nicht gescheit absichern konnte. Gut, dachte ich mir, dann endet unser Kletterweg auf dem Vorgipfel. In der Zwischenzeit versuchten zwei Bergfreunde einen anderen freistehenden Turm zu besteigen, der sich aber als zu schwierig erwies. Eine andere Gruppe fand dagegen einen leichteren Gipfel um die Ecke herum.
Am Abend kommt ein Bergfreund von dem Club Wiesensteiner vorbei. Er schläft in seinem VW Bus.
Kochen tun heute drei Männer, die eigentlich nur den Damen bei der Vorbereitung helfen wollten. Auf einmal standen wir Drei alleine in der Küche, ohne Plan und Rezept. Aber wir haben die Sache gemeistert und das beste Spontangericht aller Zeiten kreiert.
Am letzten Urlaubstag geht es in die Braunauer Wände. Ein langer Sandsteinkamm in der Nähe der polnischen Grenze. Ich habe als Kletterwege paar Sternchendreien ausgesucht.
Wir fahren nach Machov und wollen eigentlich bis zum Dorf Rerisny bis zum Forsthaus fahren. Doch ein Verbotsschild vereitelt unser Vorhaben. Ein Einheimischer gab uns zu Verstehen, dass ein Auto mit den Kindern zum Ausladen hinter fahren kann. Das nutzten gleich noch zwei weiter Erwachsene, um sich die zusätzlichen 2 km zu sparen.
Wir liefen somit die „schöne“ Forststraße bis zum geplanten Ausgangspunkt. Der Weg führt jetzt teilweise steil berghoch. Wir erreichten eine Bergkuppe mit einer steinernen Riesenschildkröte, wo die Gipfel mit den Sternchenwegen stehen sollten. Gipfel standen dort, aber wo waren die Sternchenwege?
Im Wald fanden wir dann einen kleinen Felsturm, welcher nicht in unserem Führer stand und diesen bestiegen wir über vier verschiedene Kletterwege. Es war hier auch eine gute Möglichkeit die Handrißtechnik zu erklären und zu üben.
Auf dem Hin- und Rückweg fanden wir ohne großes Suchen paar Pilze, welche dann zum Abendbrot für alle reichten.
Unser letzter gemeinsamer Abend in Adrspach ist schneller gekommen, als erwartet. Am nächsten Tag war dann Abreise. Wir fuhren allerdings nicht nach Hause, sondern in unser neues Quartier in Elbleiten, oberhalb von Hrensko, wo die Wanderlust ihre Sonnenwende feiern will.
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