120 Jahre TC Wanderlust 1896 Dresden
Festschrift (Auszug)
120 Jahre Jahre T.C. Wanderlust 1896 Dresden
Wanderlustlied
A.Stoischek / M.Richter
Aus der Natur bewegtem Leben
spricht zu uns ein gewaltig Wort.
Das leite unser ganzes Streben
un töne mächtig in uns fort!
Die Berge, die gen Himmel ragen,
der Felsenklüfte tiefster Schoß,
sie dürfen keine Fesseln tragen,
ein Bild der Freiheit hehr und groß.
So sei die kletterei, die Hehre
der wir uns weihn in reinem Drang,
sie breche gleich dem Fels und Berge
den auferlegten Ketten Zwang.
Die Freiheit tragen wir auf Händen
als Losung in die Felsenwelt,
wir steigen in Kamin und Wänden
am Seil verbunden auf zum Fels.
Doch was uns Fels und Berge lehrn,
nicht wilde Freiheit ist es nur
auch die Besinnung zu verehren
weist uns Gebirge und Natur.
Drum aufwärts durch die Felsenklüfte
bis hell erkllingt aus unser Brust
und weithin tragen es die Lüfte
ein Bergesheil der Wanderlust.
120 Jahre T.C. Wanderlust 1896 Dresden (Gefeiert in Schellerhau)
Es sind schon wieder zwanzig Jahre seit dem 100. Stiftungsfest der Wanderlust vergangen und die Clubmitglieder sowie die Gäste, welche damals dabei waren, können sich noch gut an die Feier in der Katzsteinbaude erinnern. Wir waren der erste Club, der das 100. Stiftungsfest begehen konnte.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten konnte der Club einige neue Mitglieder gewinnen und somit die Mitgliederzahl stabil halten. Doch die Clubaustritte der vor allem jüngeren Mitglieder - Ende der neunziger Jahre - haben ihre Spuren hinterlassen. Die kletternde Jugend fehlte auf einmal.
Unser Bestreben, junge Menschen für ein Clubleben zu begeistern, trägt nur langsam Früchte und es stellt sich die Frage „Sind Kletterclubs noch IN“.
Um das öffentliche Auftreten des Clubs in einem aktuellen Format präsentieren zu können, hat Alex unsere Webseite tcwanderlust1896dresden eingerichtet. Des Weiteren wurde im SBB-Kletterzentrum die Patenschaft über
den „Wanderlustweg“ übernommen. Unsere Clubgründer haben mit Sicherheit noch nicht daran gedacht, dass man an Kunststoffgriffen in einer Halle klettern kann und dass 2013 das „115. Kletterjubiläum“ der Besteigung des Falkensteins durch Albert Schiefner und Gefährten begangen wird.
Die vergangenen zwei Jahrzehnte waren geprägt von Kletter- und Wanderfahrten in heimischen Gefilden. Zudem wurden jedoch auch viele Hochgebirgsfahrten durchgeführt. Davon erzählt Frank in „Die Viertausender der Alpen“. Bei den traditionellen „Herbstfahrten“ ging es dann etwas gemäßigter zu. Diese Fahrten führten uns in verschieden deutsche Mittelgebirge und nach Böhmen.
In den drei Festschriften zum 30., 40. und 100. Stiftungsfest hat man bereits viele Erstbegehungsberichte abgedruckt. Im Beitrag
„Lieber Gott lass es geschehen, ich will auch im Fehrmann stehen“
werden diese Aktivitäten zusammenfassend dargestellt und durch eine literarische Köstlichkeiten ergänzt. Der „Erlkönig“ vom König erzählen vom Kampf am Dietrichweg Dungervariante am Hauptdrilling.
Es hat sich in den letzten Jahren viel geändert, nicht nur was das Klettern angeht – es sind „ModernZeiten“ angebrochen. Was nicht zwangsläufig bedeutet, dass das Neue immer besser wäre.
Die Wanderlust existiert nunmehr 120 Jahre, unter anderem auch, weil sich immer wieder Mitglieder zur Arbeit als Vorstand bzw. in anderen Funktionen bereiterklärt haben. Ohne solche Mitglieder geht es nicht.
Dass die Wanderlust keine Kunstbanausen sind, liest man im Artikel: „Das künstlerische Schaffen im TCW96“- Wer hätte das gedacht?
Ein Artikel am Ende dieser Festschrift ist „Unseren verstorbenen Bergfreunden gewidmet“. Es soll insbesondere an die im Krieg gebliebenen Kameraden erinnern. Das Zeitdokument „Meine Abschiedsbergfahrt“ am Strubichweg des Falkensteins von Werner Herrmann ist einem Feldpostbrief aus dem Jahr 1943 entnommen. „Das letzte Lied“ für die verstorbenen Bergfreunde braucht keine weiteren Worte.
Im „Anhang“ der Festschrift befindet sich eine umfangreiche Sammlung von Gruppenbildern der Wanderlust. Die Beschriftung der älteren Jahrgänge erfolgte von Wot (Manfred Hanisch) zusammen mit Max Richter zu dessen 85. Geburtstag.
Ich wünsche dem Leser dieser Festschrift viel Spaß und bedanke mich bei den Verfassern der Beiträge sowie den Lektoren Ingrid , Angelika und Alexander.
Knut Israel
Vorstand des T.C. Wanderlust 1896 Dresden
Juli 2016
Sind Kletter- und Touristenclubs noch „IN“?
Gedanken zum 110. Stiftungsfest des T.C. Wanderlust 1896 Stiftungsfeste jenseits der Hundert zu feiern ist in den letzten Jahren immer häufiger vorgekommen, und ich freue mich jedes Mal mit diesen Clubs und wünsche Ihnen alles Gute für den Fortbestand der Gemeinschaften.
Ein Club muss dann wohl der älteste sein, und so feierte die Wanderlust am 11. November 2006 als Erste ihr 110-jähriges Stiftungsfest in Schellerhau.
Für die Wanderlust kein ungewöhnlicher Ort, denn bereits vor dem ersten Weltkrieg wurde das Skilaufen - neben dem Wandern und Klettern - im Club aktiv betrieben und die Mitglieder waren im Osterzgebirge sozusagen zu Hause.
Trotz des etwas nassen und windigen Wetters konnte eine schöne Wanderung nach Rehefeld unternommen werden. Zum Kaffeetrinken versammelte sich die festliche Gesellschaft in unserem Quartier im Mayenhof.
Am Nachmittag fanden sich dann im Mayenhof fast alle Mitglieder der Wanderlust ein, inklusive zweier Neuzugänge, welche am Abend ihre feierliche Taufe von unserem Clubgeistlichen Poldi (R. Landrock) erhielten. Er wurde von unserem junggebliebenen Ministranten Wot (M. Hanisch) assistiert.
Als Gäste eines befreundeten Kletterclubs konnten wir Brigitte und Egmar Ponndorf von den Bergfreunden 1916begrüßen.
Von unserem Vorstand Peter Surek wurden im Rahmen der Feier zwei besondere Jubilare gewürdigt. Poldi erhielt für seine 50-jährige Mitgliedschaft im DAV das Ehrenabzeichen. In der Wanderlust ist er bereits seit 1948! Unser Mitglied Klaus Halangk bekam das goldene Wanderlustabzeichen für 50 Jahre Mitgliedschaft im T.C. Wanderlust. Wenn man diese Zeilen so liest könnte man meinen, das ist doch die typisch deutsche Vereinsmeierei. Sicher unterliegt das Clubleben bestimmten wiederkehrenden und sich wiederholenden Ereignissen, Feiern, Clubabenden und Unternehmungen. Das Hauptanliegen eines Clubs besteht jedoch im
gemeinschaftlichen Erleben von Berg- und Wanderfahrten, sowie Klettertouren.
Auch gehört die gegenseitige Hilfe der Bergfreunde bei Notsituationen zum Clubleben. Dieses funktioniert aber auch nur, wenn alle ihren Teil beitragen.
So ein Club ist eben keine „all inclusive Event“.
In meinen jungen Jahren wollte ich mich nicht an einen Club binden. Wozu braucht man das denn? Durch die Familie und den Beruf verläuft das Leben heute wesentlich wechselhafter ab als vor 40 Jahren. Man reist seiner Arbeit hinterher oder sucht sich ein Häuschen auf dem Land, weil man in der Stadt nicht mehr wohnen will. Das Freizeitangebot bzw. auch die Möglichkeiten, seine Freizeit zu vergeuden werden täglich umfangreicher.
Wie schnell ist dann eine eingeschworene Jungseilschaft – wir waren damals zu viert – die eigentlich bis zu ihrem Lebensende zusammenhalten wollte, zerfallen. Zwei meiner Freunde haben sich vom Klettern verabschie-det und der dritte geht zum Surfen. Ich hatte Glück und fand meine Kletterfee Iris.
Die Mitgliedschaft in einem Club bietet da schon verschiedene Alternativen, denn man ist unter Gleichgesinnten, die ihre Freizeit gestalten und gemeinsam wandern, klettern und feiern wollen. Ich bin der Gemeinschaft des T.C. Wanderlust erst mit 48 Jahren beigetreten, aber es war noch nicht zu spät!
Ach so, meine Frage muss ich noch beantworten: YES, it is!
Knut Israel (im SBB-Mitteilungsblatt 2006)
115. Kletterjubiläum am Falkenstein oder „Klettern im Wandel der Zeit“ „Am Osterfest 1897 hatten wir den ersten Anlauf gewagt, den Gipfel des Falkensteins zu erklimmen. Wir wurden abgeschlagen. Erst im Hochsommer des nächsten Jahres entschlossen wir uns ein zweites Mal zum Angriff“. Der Kalender zeigte den 14. Juni 1898. An diesem Tag gelang unserem Clubfreund Albert Schiefner gemeinsam mit seinen Bergkameraden die erste Besteigung des Falkensteins durch eine Seilschaft des T.C. Wanderlust 1896. „Was war das für eine Ehre, den Namen einschreiben zu dürfen! Das Herz lachte, denn wir waren eigentlich nur Wanderfreunde“.
Vieles hat sich in diesen Jahren geändert. Von einem „Hochsommer“ kann derzeit wirklich keine Rede sein, so dass wir unsere Jubiläumsbesteigung wegen des nächtlichen Regens um einen Tag auf den 15.6.2013 verschoben haben. Die Ausrüstung von damals ist aus heutiger Sicht eher als gefährlich und nicht nur als rustikal zu bewerten. „Mit 8 Stück Wäscheleinen, welche zusammengeknotet wurden“, gelang damals die Besteigung. Albert schreibt selbst: „Unsere Ausrüstung war ungefähr so, wie die aller Anfänger und damals aller Pioniere.“ Nicht umsonst wurde wenig später in der Clubversammlung auf die anzuwendenden Vorsichtsmaßregeln bei der Besteigung des Falkensteins aufmerksam gemacht und am 5. Mai 1899 beschließt man gar, dass die Besteigung dieses Gipfels nicht als Vereinstour zu gelten habe, sondern dass die Mitglieder diese „nur privat und auf eigene Gefahrunternehmen dürften“.
Zum Glück haben sich nicht alle Mitglieder an diesen Beschluss gehalten und somit kann die Wanderlust auf eine lange Klettertradition zurückblicken.
Albert Schiefner dachte sicherlich nicht daran, dass 115 Jahre später wieder fünf Kletterer losziehen werden, um die Clubfreunde aus der Gründerzeit mit dieser Besteigung zu würdigen und damit eine alte Clubtradition fortzusetzen. Das bei der Jubiläumsbesteigung auch eine Frau dabei war, ist in der heutigen Zeit überhaupt nicht ungewöhnlich. Früher waren Frauen eher die Ausnahme beim Klettern. Während der Anfahrt zum Falkenstein bekam ich dann doch etwas beklemmende Gefühle. Nicht wegen der bevorstehenden Klettertour, sondern wir passierten das vom Elbehochwasser betroffene Bad Schandau und Postelwitz. Wir fuhren zum Klettern und die Anwohner hatten mit den Aufräumungsarbeiten zu tun. Bei unserer Rückfahrt am Nachmittag war bereits ein Großteil des Hochwassermülls entsorgt worden und nur die offenen Fenster in den Erdgeschossen erinnerten an diese Überschwemmung.
Im Zahnsgrund angekommen, liefen wir direkt zum Falkenstein. Zu fünft ging es den Schusterweg hinauf. Den gleichen Aufstieg, den auch Albert mit seinen Bergfreunden ausgewählt hatte. Wir kamen gut voran und nach ca. drei Stunden erreichten wir den Gipfel des Falkensteins. Das leichte Seil- und Sicherungsmaterial und die zusätzlichen festen Sicherungspunkte ermöglichten ein zügiges Steigen. Auch der Fotoapparat für das Gipfelfoto war vor 115 Jahren sicherlich unhandlicher und schwerer als heute. Die nachfolgende Seilschaft des T.C. Bergfreunde 16 machte dankenswerterweise von uns das Gipfelfoto und wir begannen mit dem Abstieg über den Turnerweg.
DieBergfreunde 16 nahmen den Schnellabstieg per Abseile.
Unser Abstieg war zwar etwas länger, aber wir wollten die Bergfahrt so wie damals durchführen. Allerdings benutzten wir die beiden eingerichteten Abseilstellen am Turnerweg.
Es ist schon interessant zu wissen, dass Oskar Schuster den Abstieg über den Turnerweg als „schlimm“ bezeichnete. Im SBB-Jahrbuch 1912/1913 ist zu lesen: „Wir kamen hier bis zum letzten (untersten) Kamin, d.h. eigentlich nur mein Gefährte. Ich saß inzwischen in dem Loch oberhalb des dreiarmigen Kamins und hielt das Seil. Mein Gefährte meldete, dass der Ausstieg wahrscheinlich überhinge und nicht rätlich sei zu begehen, deshalb stiegen wir wieder zur Spitze empor. Dann erfolgte der Abstieg auf unserer Anstiegsroute. Über die Platte stieg ich in Ermangelung eines Abseilzackens frei hinunter. Die künstlichen Stufen, die sich jetzt am Turnerweg befinden, etwas oberhalb des dreiarmigen Kamins, zwischen diesem und dem „BreitenSprung“ entdeckten wir auf unserem Rückweg zum Gipfel. Sie lagen unter einer dichten Vegetationsdecke, die man abziehen konnte wie das englische Pflaster von einer Wunde. So wurde vor unseren erstaunten Augen plötzlich die ganze Stufenreihe sichtbar.“ Es hat sich viel getan, in den fast 150 Jahren „sächsischen Bergsteigens“ und wenn im nächsten Jahr dieses große Jubiläum ansteht, sollte man nicht nur zurückblicken, sondern den Blick auf die Weiterentwicklung des Klettersports in Sachsen richten.
Was früher „in alter Tradition“ gut und zeitgemäß war, entspricht den heutigen Erfordernisse teilweise nicht mehr. Auch in Sachsen unterliegen die Sicherungsmittel und damit die Sicherungsmöglichkeiten einem Wandel. Viele Erstbegehungen wurden erst durch diesen Wandel möglich und letztendlich stieg das Leistungsniveau in Sachsen dadurch erheblich an.
Ich bin deshalb der Meinung, dass der SBB bei diesen Themen in der zurückliegenden Zeit den richtigen Weg eingeschlagen hat und dass das „Sächsische Klettern“ in den nächsten Jahren noch einige Überraschungen bieten wird.
Wer weiß, ob vielleicht auch ein Oskar Schuster Friends eingesetzt hätte, wenn es im Sporthaus Ernst Karnagel am Pirnaischen Platz diese gegeben hätte? Es wäre dann ein traditionelles Sicherungsmittel und keiner würde über „UFO`s“ reden.
Knut Israel (im SBB-Mitteilungsblatt 2013)
T.C. Wanderlust und die Viertausender der Alpen
„Viertausender sind eine tolle Sache. Ganz schön groß. Ganz schön kalt. Ganz schön wild. Und die Viertausender der Alpen ragen weiter über die Schneegrenze als mancher viel höhere Berg im Himalaya und in den Anden.“
Richard Goedeke
Seit 1990, nachdem die Alpen auch für uns Sachsen wieder zugänglich waren, sind Volker, meine Frau Helga und ich fast jedes Jahr im Urlaub in die Alpen gefahren. Unsere Ziele waren vor allem die Dreitausender der Ostalpen, vorwiegend in Tirol. Dort bestiegen wir unter anderem die Kreuzspitze, den Similaun, die Wildspitze, Weißkugel, Schaufelspitze und den Großvenediger. Wir wandelten auf den Spuren unserer Clubfreunde aus den zwanziger und fünfziger Jahren. Durch die Ereignisse am 13. August 1961 wardies für lange Zeit leider unmöglich.
Doch es gab auch noch höhere Berge, die für uns wieder erreichbar waren!
Bei der Urlaubsplanung für den Sommer 1996 meinte Volker, dass wir nun eigentlich für die Viertausender reif wären. Damit waren die Berge der Schweiz unser nächstes Urlaubsziel.
Berner Alpen – Mönch
Wir fuhren Mitte August mit einer Zwischenübernachtung bei Memminger Freunden nach Grindelwald in die Berner Alpen. Unser Campingplatz lag am Ausgang der Schlucht, welche vom Unteren Grindelwaldgletscher herab-
zieht und uns immer mit kühler Luft versorgte.
Nachdem wir uns die nähere Umgebung etwas angesehen hatten, z. B. die Eisgrotte am Oberen Grindelwaldgletscher, gingen wir ins Bergsteigerzentrum, um uns näher zu informieren. Als unseren ersten Viertausender hatten wir den Mönch ausgesucht. Man war nicht sehr angetan von unseren Plänen und gab die Empfehlung, erst einmal das Schwarzhorn (2928m) über den neu erbauten Klettersteig zu erklimmen, was Volker und ich auch taten.
Nach der Tour bestellten wir im Bergsteigerzentrum einen Bergführer undfuhren am nächsten Tag mit der Bahn zur Kleinen Scheidegg und dann weiter hinauf aufs Jungfraujoch, der Endstation der Jungfraubahn. Von hier war
es noch eine gute Stunde Fußmarsch über den Jungfraufirn, der hier mit Pistenraupen begehbar gemacht wird, bis zur Mönchsjochhütte auf 3630m ü.M. Für Helga und mich war es die bisher höchstgelegene Hütte und wir fühlten uns hier sauwohl. Helga wollte den Mönch nicht mit besteigen und fuhr am nächsten Tag wieder hinunter nach Grindelwald, nachdem sie sich die Eisgrotte angesehen und auf der Sphinx gewesen war.
Volker und ich haben vormittags eine Wanderung über das Ewigschneefeld zum Walcherhorn gemacht. Dieser Gipfel ist zwar nur 60m höher als die Hütte, aber wir hatten eine gute Aussicht. Mit dem Fernglas konnten wir sogar das Matterhorn sehen. Nachmittags war ich dann auf der Sphinx und in der Eisgrotte.
Am Abend kam Fritz auf die Hütte, unser Bergführer. Wir unterhielten uns einige Zeit mit ihm, vorwiegend natürlich über die Welt der Berge. Auch er schien von uns nicht viel zu halten und erzählte uns von sehr guten Touristen, mit denen er nur zwei Stunden von der Hütte bis auf den Gipfel gebraucht habe.
Am nächsten Morgen 6 Uhr verließen wir die Hütte und begaben uns zum Fuß des Südsporns, wo der Aufstieg beginnt. Zuerst gingen wir, am Seil gesichert, über Steinplatten und Schutt aufwärts zum Südostgrat. Auf diesem ging es weiter, teils über Schnee, teils über steilen Fels. Unser Bergführer war etwas erstaunt, wie gut wir über die Felspassagen hinwegkamen. Weiter oben wurden die Steigeisen angelegt. Das Klettern mit Eisen an den vereinzelten Felsabschnitten war uns zwar ungewohnt, aber wir meisterten es gut.
Das wäre eben kombiniertes Gelände, meinte unser Bergführer. Er fragte uns nur noch, ob er für uns zu schnell liefe, was wir jedoch verneinten. Am Beginn des Gipfelgrates, auf etwa 4000m Höhe, legten wir noch eine kleine Pause ein, bevor wir auf schmalem Weg, rechts die Schneewechten, links der steile Hang hinunter ins Tal, dem Gipfel zustrebten. Der Himmel war bedeckt und es war etwas neblig, so dass wir nicht hinunterschauen konnten.
Auf dem Gipfel (4107m) waren wir nicht die Ersten. Ein allein gehender Bergsteiger war schon oben. Fritz sah auf seine Uhr, es war 7:30 Uhr.
1,5 Stunden für den Aufstieg, das sei mit Touristen sein Rekord, meinte er. Ich sagte ihm nur, er möge es auch den Leuten im Bergsteigerzentrum erzählen. Eine knappe halbe Stunde verweilten wir auf dem Gipfel, aber die Sicht blieb schlecht. Nur hin und wieder tauchte ein Gipfel aus den Wolken auf. Am Ende der Tour gab uns Fritz noch paar Hinweise für weitere Gipfel, die wir besteigen könnten. Nur vor der Jungfrau warnte er uns. Zum Abschied meinte er in Bezug auf den Mönch: „Wenn der Himmel klarer wird, könnt Ihr ja noch einmal hinaufsteigen. Den Weg kennt Ihr ja schon.“ Aber
die Wolken verzogen sich nicht, das Wetter wurde schlechter und so fuhren wir mit der Bahn nach Grindelwald hinunter.
Es vergingen einige Jahre, bis wir uns wieder den hohen Alpengipfeln zuwandten. Nachdem uns 2001 in den Alpen kein Gipfelerfolg vergönnt war,hieß das Ziel im August 2002:
Das Monte Rosa Massiv
Nach langer Autofahrt, mit einer Zwischenübernachtung in St. Margrethen, trafen wir in Gressoney Stafal ein. Mit von der Partie waren neben Volker und mir noch Carsten, sowie unsere Memminger Freunde Gisela und Dietmar, die schon vor Ort auf uns warteten.
Am nächsten Tag wanderten wir bei sonnigem und warmem Wetter unserem ersten Ziel entgegen, dem Refugio Gabiet. Eine schöne Herberge, in der es auch ein gutes Bier gab. Nach dem Abendessen spielten Volker,
Carsten und ich noch ein paar Runden Skat.
Am Dienstag, den 6. August begann der große Gepäckmarsch hinauf in die Berge. Das anfangs sonnige Wetter begann sich einzutrüben und bald darauf regnete es. Ein etwas mulmiges Gefühl beschleicht einen schon bei dem Gedanken, bei Schlechtwetter ins Hochgebirge zu gehen. Aber zum Glück hielt der Regen nicht lange an und bald kam wieder die Sonne zum Vorschein.
Unser Weg ging durch Felsen und ein steiles Schneecouleur aufwärts. Über Blockfelder und etwas leichte Felskletterei erreichten wir das Refugio Citta de Mantova auf ca. 3500m Höhe. Die Hütte machte einen gemütlichen Eindruck, war aber leider ausgebucht. Nach einer Brotzeit zogen wir weiter, überquerten eine Gletscherzunge und erreichten die 150m höher gelegene Gnifetti-Hütte, wo wir Quartier bekamen. In der Nacht fanden wir wenig Schlaf, woran auch das im Sturm scheppernde Blechdach der Hütte viel Anteil hatte.
Am nächsten Morgen begannen wir wetterbedingt erst nach 10 Uhr mit unserer Besteigung der 4215m hohen Vincentpyramide. Der Sturm hatte nachgelassen und der Himmel strahlte blau über uns. Die Vincentpyramide ist der erste Gipfel einer ganzen Viertausenderkette auf dem Monte-Rosa-Kamm. Auf guter Spur liefen wir den Garstelet-Gletscher hinauf, bis zu einer Verzweigung auf 4000m Höhe. Wir hielten uns an die rechte Aufstiegsspur Richtung Colle Vincent und über einen Schneehang erreichten wir bald den Gipfel.
Beim Aufstieg passierte Carsten noch ein kleines Missgeschick, denn ein Windstoß trieb seinen Handschuh, welchen er kurz ausgezogen hatte, den Gletscherhang hinunter. Zum Glück hatte er noch ein Paar Ersatzhandschuhe im Rucksack. Nach der Rückkehr zur Hütte ereilte Carsten ein weiteres Missgeschick. Beim Ausziehen der Bergschuhe fiel ein Stiefel von der Terrasse aus auf das Firnfeld unterhalb der Hütte. Der Schuh war von oben nicht mehr sichtbar. Natürlich war Carsten in großer Aufregung, denn der Verlust der Bergschuhe ist im Hochgebirge schon ein Problem. Bei Hand-
schuhen hat man üblicherweise ein Ersatzpaar einstecken. Bei Bergschuhen ist es allerdings nicht üblich. Ich lieh ihm meine Schuhe, und bewaffnet mit Pickel und Steigeisen stieg er zum Gletscher hinunter. Carsten hatte großes Glück und fand schließlich seinen Schuh im Schnee.
Die nächste Nacht war wieder unruhig. Diesmal wegen der überfüllten Hütte. Es wurde bis nach 22 Uhr mit dem Handy telefoniert und ab zwei Uhr bereitete sich eine Gruppe nach der anderen auf ihre Bergtour vor und das ziemlich geräuschvoll.
Am Morgen des 8. August war der Himmel wolkenlos und es wehte fast kein Wind. Nach dem Frühstück zogen wir wieder los, den gleichen Weg wie am Vortag, nur eine gute Stunde früher. An der Wegverzweigung ging es geradeaus bis zum Zurbriggenjoch, der Scharte zwischen Schwarzhorn und Ludwigshöhe, auf 4278m ü.M. Am Schwarzhorn war reger Betrieb und so entschieden wir uns für die Ludwigshöhe. Eine Spur führte schräg den Hang
hinauf und später rechts haltend über einen leicht ansteigenden ca. 1m breiten Firngrat zum höchsten Punkt (4341m). Der Gipfel ist ein kaum 2m breites Plateau, welches nach drei Seiten steil abfällt. Nach einer kurzen Gipfelrast mit einem Gipfelfoto stiegen wir unseren Aufstiegsweg zurück, denn eine Nebelwand, die wir schon einige Zeit in der Ferne beobachten konnten, näherte sich jetzt bedrohlich schnell. Wir erreichten gerade noch die Hangspur, als uns der Nebel einhüllte und stiegen zur Scharte ab. Das Schwarz- horn war nun passé, aber das am Rückweg liegende Balmenhorn nahmen wir noch mit. Nach dem Überqueren des Bergschrunds kletterten wir mittels Hangelseil, Eisenleiter und etwas leichter Felskletterei auf den eher unbedeutenden Gipfel (4167m). Oben befindet sich eine Biwakschachtel als Not-
unterkunft für 10 bis 12 Personen. Daneben steht eine mehrere Meter hohe Christusstatue. Nach kurzer Rast begannen wir den Abstieg zur GnifettiHütte, ständig vom Nebel umgeben.
Nach dem Abendbrot berieten wir über unser nächstes Tourenziel. Wir wollten zur Signalkuppe aufsteigen, wenn es das Wetter zulassen würde. Leider spielte das Wetter aber nicht mit. In der Nacht schneite es und am anderen Morgen zog Nebel vom Tal herauf. Außerdem kündigte der Wetterbericht Gewitter an und so packten wir unsere Sachen und stiegen über die Mantova-Hütte zum Rifugio Gabiet ab. Allerdings wählten wir die Route über die Punta Indren, am Stollberg vorbei zur Seilbahnstation am Passo del Salati.
Die Seilbahn brachte uns zum Rifugio Gabiet, wo wir noch einmal übernachteten. Das Wetter verschlechterte sich weiter, es regnete und oberhalb 2000m fiel Schnee. Wir beschlossen deshalb die Heimreise anzutreten.
Im August 2010 war der Monte Rosa nochmals unser Ziel. Peter Wolf, Carsten und ich fuhren mit zwei Autos nach Alagna. Dort kamen wir gegen 23 Uhr an und erst nach längerem Suchen fanden wir den Campingplatz. Der nächste Tag war verregnet, doch am Freitag, den 6. August konnten wir bei Sonnenschein in die Berge ziehen. Wir wählten den Aufstieg über die Tour del Monte Rosa (T.M.R.). Nach zwei Stunden steilem Aufstieg erreichten wir eine Almhütte und legten eine Mittagsrast ein. Der weitere Weg führte durch eine schöne Landschaft, durch Wiesen und an mehreren kleinen Anwesen vorbei. Erst ging es sanft ansteigend und später etwas steiler bis zum Passo Foric. Wir hatten schon 1300 Höhenmeter bewältigt. Nun folgte ein kurzer Abstieg über teils felsiges Gelände und nochmals weitere 500 Hm, anfangs über Serpentinen und später über Schotter und Geröll bis zum Rifugio Guglielmina, die wir gegen 20 Uhr erreichten. Von hier versuchten wir telefonisch drei Plätze auf der Gnifetti-Hütte zu bestellen, doch diese war ausge-
bucht und so mussten wir zur Mantova-Hütte gehen. Am anderen Morgen bestiegen wir den Corno del Camoscio (3026m), von dem man eine gute Sicht auf die Vincentpyramide und die beiden hochgelegenen Hütten hat.
Wir stiegen nun zum Passo del Salati ab und gingen zur Seilbahnstation.
Der Versuchung, mit der Seilbahn bis zum Indren-Gletscher zu fahren, konnten wir nicht widerstehen und sparten uns damit 350m Aufstieg. Nach unserem ersten Besuch des Monte Rosa im Jahre 2002 wurde der Seilbahnver lauf geändert, so dass man nun direkt bis an den Indren-Gletscher fährt. Wir überquerten den Gletscher und über Geröll, Blockfelder und teilweise seilversicherte Felsabschnitte erreichten wir die Rifugio Citta die Mantova (3498m). Carsten schlug für den nächsten Tag die Parrotspitze vor. Ich war einverstanden, nur Peter wollte nicht mit.
Die Nacht war nicht sehr lang, denn kurz nach 6 Uhr starteten wir unsere Bergtour, was vielleicht etwas spät war. Es ging an der Gnifetti-Hütte vorbei und auf guter Spur über den spaltenreichen Gletscher. Der Weg geht unterhalb der Felsen und Eisbrüche der Vincentpyramide zu der Wegkreuzung auf 4000m Höhe. Wir gingen links am Balmenhorn vorbei bis zu einem Pass auf 4246m Höhe, über den die Schweizer Grenze verläuft. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Signalkuppe und die anderen großen Viertausender des Monte Rosa Gebiets. Aber an diesem Tag nicht mehr lange, denn es zog Nebel auf und dicke Wolken begannen die Gipfel zu verhüllen.
Wir kreuzten den Abzweig zur Signalkuppe und stiegen von dort den Nordhang in Richtung Parrotspitze hinauf. Der immer dichter werdende Nebel bewog uns, den Rückweg anzutreten, obwohl wir schon ein ganzes Stück über dem Seserjoch (4296m) waren. Auf unserer Aufstiegsspur absteigend erreichten wir die italienische Seite.
Der Nebel lichtete sich etwas und vor uns stand das wolkenfreie Schwarzhorn (Corno Nero). Wir beschlossen diesen Gipfel, den wir 2002 ausgelassen hatten, in Angriff zu nehmen. Dazu mussten wir zum Zubriggenjoch aufsteigen. Dort legten wir die Rucksäcke ab und kletterten die bis zu 50°steile Firnflanke zum Gipfel (4322m) empor. Die Bergspitzen hinter der Ludwigshöhe waren immer noch in dicke Wolken gehüllt, während Schwarzhorn und Vincentpyramide hin und wieder ein paar Sonnenstrahlen abbekamen. Unsere Fotos lagen leider in den zurückgelassenen Rücksäcken und so konnte auch kein Gipfelfoto gemacht werden. Eine Bandschlinge, welche um einen Felsblock gelegt war, benutzten wir zum Abseilen und erreichten dadurch recht schnelle unsere Rucksäcke. Mit flottem Schritt liefen wir zur Hütte. Die Schneebrücken über die Spalten waren schon etwas weich, aber wir kamen gut durch. Über den bergseitigen Hintereingang, den wir noch nicht kannten, betraten wir die Gnifetti-Hütte und buchten für uns zwei Plätze für den nächsten Tag.
Vom Hüttenpersonal erfuhren wir, dass Iris und Knut bereits auf der Hütte angemeldet waren. Wir verließen die Gnifetti-Hütte und über die neu gebaute Steiganlage mit dickem Seil und rostfreien Krampen in senkrechter Felswand gelangten wir zum Gletscher. Vor acht Jahren führte eine Steintreppe hinunter, von der nichts mehr zu sehen war.
Am nächsten Tag wollte Peter absteigen. Wir begleiteten ihn bis zum IndraGletscher. Dann holten wir unser Gepäck und stiegen zur Gnifetti-Hütte auf, wobei der Aufstieg über die Steiganlage mit den schweren Rucksäcken etwas anstrengend war. Am Nachmittag trafen wir Iris und Knut. Sie kamen gerade vom Balmenhorn und hatten vorher die Vincentpyramide bestiegen.
Am Vorabend versuchten Sie noch mit ihrem Handy eine Verbindung zu uns herzustellen. Aber leider war die Netzverfügbarkeit nicht gegeben.
Wir besprachen die Wettersituation, denn unser Ziel war die Capanna Regina Margherita, die höchste Hütte Europas auf 4554m Höhe. Das Wetter war super, aber die Wetterprognose nicht. Zwei Gruppen verzichteten deshalb auf den Aufstieg zur Hütte, obwohl sie vorreserviert hatten. Drei Tourengeher aus dem Rheinland, die an unserem Tisch saßen, wollten es aber probieren.
Wir entschieden uns für den Abstieg. Bei strahlendem Sonnenschein stiegen wir zur Seilbahnstation Punta Indren ab. Als unsere Gondel die Station verließ, tauchte sie in eine dicke Nebelwand ein.
Wir liefen noch gemeinsam zum Pass, wo sich unsere Wege trennten. Carsten und Frank stiegen links ab, Iris und Knut rechts zur Refugio Gabiet, wo sie noch drei Nächte blieben, bevor sie ins Tal abstiegen. Als sich für kurze Zeit ein Wolkenloch bildete, kam die frisch verschneite Vincentpyramide zum Vorschein. Unten im Tal erzählte uns später ein Bergsteiger, dass er zwar auf der Margherita Hütte war und die Dufourspitze bestiegen hatte, aber bei absolutem Nebel.
Die Berge im Saas Tal
Der Weißmies
Nachdem wir uns 2001 schon einmal am Weißmies versucht hatten, aber nicht bis zum Gipfel gekommen waren, zog es uns im August 2003 wieder dorthin. Den Campingplatz am Kapellenweg in Saas Grund war unser Standquartier. Dieses Jahr konnten die Memminger Freunde und Volker leider nicht mitfahren. Dafür nahm Torsten wieder teil, gemeinsam mit seiner Katrin und Olaf, ein Bekannter von ihm. Unser erstes Ziel war natürlich der Weißmies. Torsten bestellte telefonisch unsere Plätze in der Almageller Hütte. Der Weg begann mit einem Steilaufstieg oberhalb von Saas Almagell.
Katrin war ein Stück mit uns gegangen und kehrte dann wieder zum Campingplatz zurück. Wir gingen weiter bis zum Hotel Almageller Alp, wo wir zu einem Bier einrückten. Bis hierher waren es gut zwei Stunden Fußmarsch.
Das Hotel ist übrigens nur zu Fuß oder mit Geländefahrzeugen zu erreichen.
Auf dem weiteren Weg nach oben überraschte uns ein Unwetter mit kräftigen Hagelschauern, das aber zum Glück nicht lange anhielt. Gegen 17 Uhr erreichten wir schließlich die Hütte. Nach dem Abendbrot erkundeten Olaf und ich die Wegverhältnisse bis zum Zwischbergenpass (3267m). Diesmal gab es bis zum Pass keinen Schnee, denn der Sommer 2003 war ungewöhnlich warm. Am nächsten Morgen, etwa 5:30 Uhr war Abmarsch. Wir kamen flott voran, überquerten den Zwischenbergenpaß und kamen an drei Felstürme vorbei, die aus dem Grat aufragten. Der eine Turm war weiß bis hellgrau, vermutlich Kalkstein, die anderen beiden waren schon sehr verwittert und aus einem hellbraunen, weichen Material. Sie boten einen interes-santen Anblick.
Im Jahr 2001 begann oberhalb dieser Türme das erste große Schneefeld. Die beiden großen Schneefelder waren die Hauptursache für den Misserfolg vor zwei Jahren, da wir diese sehr zeitraubend überqueren mussten. Nach
längerer Kletterei in einem steinschlaggefährdetem Gelände erreichten wir damals erst gegen 15 Uhr den Grat, etwas zu spät für den weiteren langen Aufstieg bis zum Gipfel.
In diesem Jahr war das erste Schneefeld nicht mehr vorhanden. Über Schotter und Geröll liefen wir aufwärts und noch unterhalb des oberen Schneefeldes stiegen wir auf den Grat.
Nun folgte eine mehrstündige Blockkletterei, die Olaf nicht recht behagte.
Auf 3800m Höhe gab er auf und schloss sich einer absteigenden Seilschaft an. Carsten, Torsten und ich erreichten schließlich eine Schneeschulter auf knapp 3900m Höhe, wo wir die Steigeisen anlegten.
Ein sehr schmaler Firngrat führte auf den felsigen Vorgipfel. Über einen weiteren, wesentlich breiteren Schneegrat erreichten wir 13:15 Uhr den Hauptgipfel. Ein großes eisgepanzertes Plateau. Nach einigen Gipfelfotos traten wir den Rückweg an, denn der strahlend blaue Himmel trübte sich zusehends ein. Das ferne Donnergrollen verhieß nichts Gutes. Als wir den Felsgrat erreichten, begannen unsere Pickelspitzen zu surren, ein Hinweis auf das herannahende Gewitter. Wir verließen deshalb den Grat und stiegen direkt zum Schneefeld hinab, welches am Anfang sehr steil und vereist war.
Torsten glitt beim Betreten des Schneefeldes aus und rutschte ein Stück den Hang runter. Ein größerer Steinblock beendete seine unfreiwillige Talfahrt.
Wir waren gewarnt! Teilweise nur auf den Frontzacken stiegen wir weiter ab.
Das Gewitter verzog sich langsam und nur noch paar Hagelschauer prasselten auf uns nieder. Carsten hatte Probleme mit seinen Steigeisen und ging wieder zum Grat zurück. 20 Uhr waren wir wieder in der Hütte.
Nach einer weiteren Übernachtung stiegen wir ins Tal ab. Dort besuchten wir in den folgenden Tagen einen Klettergarten und unternahmen kleine Wanderungen in der Umgebung von Saas Fee.
Das Nadelhorn
Carsten und ich hatten nun das Nadelhorn auf dem Programm. Von Saas Fee aus stiegen wir in vielen Serpentinen einen grasbewachsenen Bergrücken hinauf. Auf 2800m Höhe begann ein langer Felsgrat, der mit Stahlseilen gesichert ist und teilweise mit Eisenkrampen versehen wurde. Dieser führt direkt zu den beiden Mischabel-Hütten (3329m und 3340m). Auf der Hütte trafen wir einen einzelnen Bergfreund (Günther), der ebenfalls auf das Nadelhorn wollte und wir beschlossen, gemeinsam zu gehen. Am anderen Morgen 6 Uhr begann unsere Bergtour. Zuerst stiegen wir den Grat hinter der Hütte 200m aufwärts, bis wir den spaltenreichen Hohbalmgletscher erreichten. Dieser wird in einem weiten Bogen überquert. Erst steil und später sanft ansteigend gelangten wir zum Windjoch (3850m). Hier beginnt der Grat hinauf zum Kamm, in wechselnder Steilheit und zum Teil stark vereister schmaler Spur. Einige Stücke haben wir über den Felsgrat umgehen können, was aber auch mehr Zeit in Anspruch nahm. Der abschließende 80m hohe Gipfelaufbau war dann völlig aper. In leichter Felskletterei stiegen wir zum Gipfelkreuz empor. Gern hätte ich bei dem schönen Wetter eine längere Gipfelrast eingelegt, aber meine Begleiter drängten zum Abstieg. Auf unserem Aufstiegsweg erreichten wir bald das Windjoch, wo eine kurze Pause eingelegt wurde. Allerdings war es hier zugig und kalt. Über den inzwischen etwas aufgeweichten Hohbalmgletscher gelangten wir zur Hütte zurück.
Carsten und ich übernachteten noch einmal, doch Günther stieg am späten Nachmittag nach Saas Fee ab. Am nächsten Tag kam uns Olaf auf unserem halben Abstiegsweg entgegen. Gemeinsam statteten wir der Hannigalp, eine hübsche Gaststätte, einen kurzen Besuch ab, bevor wir zum Zeltplatz hinunter wanderten.
Das Lagginhorn
Im August 2004 waren Carsten und ich wieder in Saas Grund. Unser Ziel war das Lagginhorn, mit 4010m Höhe der niedrigste Viertausender der Schweiz und ein reiner Felsberg, vom kleinen Lagginhorngletscher einmal abgesehen. Diesen kann man beim Aufstieg über Felsen umgehen.
Vom Parkplatz an der Talstation der Seilbahn liefen wir etwa einen Kilometer talwärts durch den Ort und dann in langen Serpentinen hinauf zur Triftalm.
Der Wald spendete uns dabei schönen Schatten. Über Wiesenhänge stiegen wir zum Kreuzboden auf und konnten von hier aus die Weißmieshütte schon sehen. Gegen 15 Uhr trafen wir auf der Hütte ein. Es stehen zwei Hütten an diesem Platz auf 2726m Höhe. Eine kleinere ältere Hütte und der größere Neubau von 1960.
Am Abend packten wir unsere Rucksäcke, denn es sollte am nächsten Morgen beizeiten losgehen. Aber daraus wurde nichts. Gegen halb fünf Uhr waren wir abmarschbereit, doch draußen regnete es und dichter Nebel hüllte die Berge ein. Der Regen hört zwar gegen sieben Uhr auf, aber der Nebel verzog sich nicht. Wir verschoben die Besteigung auf den nächsten Tag, denn es wurde schönes Wetter angesagt. Den heutigen Tag nutzen wir zur Erkundung der Umgebung.
12. August 2004 – Die Nacht war sternenklar und 4:45 Uhr verließen wir die Hütte. Im Licht unserer Stirnlampen stiegen wir die Moränenhänge hoch und nach einer guten Stunde war die Zunge des Laggingletschers erreicht.
Wir legten die Steigeisen an, überquerten den Gletscher und gegen halb acht standen wir auf einer Blockterrasse. Über kleinere und größere Felsblöcke führte der Weg zum Westgrat. Dieser zieht direkt zum Gipfel empor, den wir kurz nach 11 Uhr erreichten. Wir hatten eine gute Sicht auf die umliegenden Berge, aber die Täler lagen unter einer dichten Wolkenschicht.
Wie beim Aufstieg, sollte man auch beim Abstieg immer auf dem Grat bleiben. Die Trampelpfade in die Flanken des Berges führen nur in schwierigeres Gelände. Nach vier Uhr erreichten wir die Hütte und es war schon zu spät, um noch mit der Seilbahn ins Tal fahren zu können. So stiegen wir eben zu Fuß ab und zelteten auf dem Zeltplatz Kapellenweg.
Das Bishorn
Bereits im August 2001 hatten wir versucht, das Bishorn zu besteigen. Allerdings hatten wir die Westalpen stark unterschätzt und die fehlende Erfahrung tat ihr übriges. Schon der Aufstieg zur Tracuit-Hütte machte uns schwer zu schaffen. Erstens gingen wir viel zu spät los und zweitens waren die Rucksäcke viel zu schwer. Am Gipfeltag selbst bewog uns einsetzender starker Schneefall zur Umkehr, der weiter unten in Regen wechselte.
Drei Jahre später fuhren Carsten und ich wieder ins Wallis. Bei strahlendem Sonnenschein trafen wir am Nachmittag auf dem Zeltplatz in Zinal ein. Der Zeltplatzwart bestellte freundlicherweise für uns zwei Plätze auf der Cabane de Tracuit. Am nächsten Tag, den 2. August 2004, schulterten wir gegen elf Uhr unsere Rucksäcke, die immer noch mächtig schwer waren und begannen unseren sieben stündigen Aufstieg zur Hütte. Auch heute trübte kein Wölkchen den blauen Himmel.
Zwischen sechs und sieben Uhr starteten wir am anderen Morgen unsere Bergtour. Der Hüttenwirt hatte uns noch darüber informiert, dass am Nachmittag Schlechtwetter einsetzen wird. Der Himmel war noch wolkenlos und über den flachen, aber spaltenreichen Turtmanngletscher kamen wir flott voran. Langsam wurden die Firnhänge steiler. Einige Seilschaften waren bereits im Abstieg. Die Zeit drängte, denn überall türmten sich die Wolken auf. Um schneller voranzukommen, deponierten wir Carstens Rucksack mit allen entbehrlichen Dingen in einem Schneeloch. Auf den Gipfel nahmen wir nur das Allernotwendigste mit. Kurz vor zwölf Uhr betraten wir das geräumige Gipfelplateau vom Bishorn. Nach Süden hatten wir einen einzigartigen Blick auf das Weißhorn mit seinem 2 km langen Nordgrat. Er sah ziemlich abweisend aus, vor allem der 50m hohe Große Gendarm.
Wir machten unsere Gipfelfotos und begannen mit dem Abstieg. Noch schien über uns die Sonne und trocken erreichten wir gegen 15 Uhr die Hütte. Wegen des aufziehenden schlechten Wetters wollten wir noch eine Nacht auf der Hütte bleiben. Nach kurzer Verhandlung konnte uns der Hüttenwirt noch zwei Schlafplätze zuweisen. Draußen gab es inzwischen starke Hagelschauer und später setzte ergiebiger Regen ein, der bis in die Nacht anhielt. Am nächsten Morgen, kurz nach neun Uhr verließen wir die Hütte und wanderten bei strahlend blauem Himmel talwärts. Nach fünf Stunden erreichten wir wieder unser Auto.
Die Allalin-Gruppe
Das Allalinhorn
Das Allalinhorn, obwohl mit 4028m der niedrigste Gipfel in der Gruppe, hat ihr den Namen gegeben. Das Gebiet ist durch Bergbahnen leicht zugänglich gemacht worden, was sicher zu den hohen Besteigungszahlen beiträgt.
Im Sommer 2003, nachdem wir den Weißmies bestiegen hatten, war das Allalinhorn unser nächstes Ziel. Über den Kapellenweg erreichten wir Saas Fee und nach der Fahrt mit der Seilbahn zum Felskinn ging es mit der Metro Alpin, einer Standseilbahn unter Tage, weiter bis zum Mittelallalin (3456m).
Hier befindet sich das höchstgelegene Drehrestaurant Europas. Wir überquerten ein viel befahrenes Sommerskigebiet. Weit mehr als die Hälfte der Fahrgäste in der Metro Alpin hatten Skiausrüstung dabei.
Die Spur auf dem Feegletscher war teilweise steil und auf die Spalten musste geachtet werden. Am Feejoch hält man sich links und über ein paar vereiste Stellen erreichten wir nach 2:45 Stunden den Gipfel, der sehr gut besucht war. Carsten, Torsten, Olaf und ich machten eine halbe Stunde Gipfelrast und fotografierten die schöne Bergwelt rundherum. Nach reichlichen zwei Stunden Abstieg waren wir wieder am Mittelallalin und fuhren nach Saas Fee hinunter, wo Katrin schon auf uns wartete. Abends besuchten wir ein nettes Lokal. Dort blies ein Musikant ein Solo auf seinem großen Alphorn. So etwas hört man nicht alle Tage.
Der Alphubel
Drei Kilometer nordwestlich vom Allalinhorn befindet sich der Alphubel. Mit 4206m Höhe ist er der höchste Gipfel der Allalingruppe und hat die Gestalt eines Tafelberges. Unseren ersten Besteigungsversuch unternahmen Carsten und ich im August 2004, als wir vom Bishorn zurückkamen und unsere Zelte auf dem Zeltplatz von Täsch standen. Von hier gibt es keine Seilbahn zu den Gipfeln, aber eine schmale Straße führt in langen Serpentinen zur Täschalp hinauf. Das erspart gut zwei Stunden Fußmarsch. Trotzdem sind es noch weitere zwei Stunden bis zur Täschhütte (2701m), wo wir übernachteten.
Um fünf Uhr verließen wir am nächsten Morgen die Hütte und gingen den am Vorabend schon teilweise erkundeten Weg hinauf zur Gletscherzunge.
Nach dem Anlegen der Eisausrüstung stiegen wir den Alphubelgletscher aufwärts. Die Sicht verschlechterte sich zusehends und nach dem Erreichen des Alphubeljochs machten wir eine kleine Pause. Die Sicht betrug keine 20m mehr. Auf knapp 3900m Höhe brachen wir dann die Tour ab und kehrten zur Hütte zurück. Der Alphubel blieb bis zum Abend im Nebel und wir stiegen nach Täsch ab.
Im Juli 2006 fuhren wir wieder ins Wallis, nach Täsch. Dieses Mal waren wir zu dritt. Neben Carsten und Frank fuhr auch Peter Wolf mit. Unser Ziel war natürlich der vor zwei Jahren nicht erreichte Alphubel. Als Einlauftour wählten wir das Oberrothorn, was auch Peters Wunsch war.
Wieder einmal fuhren wir die kleine Straße hoch, die zur Täschalp führt.
Über einen steilen Wanderweg erreichten wir den Europaweg, welcher nach Zermatt geht. Linkshaltend steigt der Gamsweg zum Rothornsattel an, auch Furggji genannt, auf 2981n Höhe. Am Wegesrand blühten sogar Edelweiße.
Nun folgte ein mit Bildsäulen gesäumter Weg, der weiter oben ziemlich glatt und abschüssig durch die Westwand des Oberrothorns führt. Gegen 15 Uhr standen wir aufdem 3415m hohen schneefreien Gipfel.
Auf dem Rückweg bestiegen wir noch das niedrigere Unterrothorn (3103m).
Am nächsten Tag bauten wir unsere Zelte ab und fuhren zur Täschalp hoch.
Nach 1,5 Stunden Fußmarsch erreichten wir die Täschhütte. Peter wollte nicht mit auf den Alphubel und steckte noch in seinem Schlafsack, als wir am 14. Juli kurz nach vier Uhr die Hütte verließen. Im Schein unserer Stirnlampen, die in der sternklaren Nacht und dem hellen Mondschein fast überflüssig waren, marschierten wir auf bekanntem Weg zur Gletscherzunge hinauf. Es wurde die Eisausrüstung angelegt und weiter ging es den Alphubelgletscher aufwärts. Der Gletscher war dieses Jahr stark verschneit und wir versanken an manchen Stellen bis zum Knie im Schnee, was das Vorwärtskommen enorm behinderte. Wir waren vom Weg abgekommen, fanden aber bald wieder die richtige Spur.
Gegen neun Uhr kamen wir an unseren alten Rastplatz, einem größeren Felsblock nahe des Albhubeljochs. Dort gönnten wir uns zehn Minuten Pause und stiegen dann weiter hinauf zu den Firngraten, die natürlich bei Sonnenschein viel besser zu begehen sind, als bei dem Nebel vor zwei Jahren.
Vor uns am Gipfelhang sahen wir mehrere Seilschaften im Aufstieg. In dem bis zu 40° steilen Hang, der so genannten „Eisnase“, steckten im Abstand von 40 bis 60m vier Eisenstangen zum Sichern und gleichzeitig als Wegmarkierung. Als zusätzliche Sicherung setzten wir noch Rohreisschrauben, vor allem beim späteren Abstieg.
Punkt zwölf Uhr standen wir auf dem Gipfel des Alphubels (4206m). Es ist ein gewaltiges vergletschertes Plateau von mehreren hundert Metern Länge und 50 bis 70 Metern Breite. Wir waren allein auf der großen Fläche und nur in größerer Entfernung sahen wir eine Gruppe, die zum Mischabeljoch liefen. Eine halbe Stunde hielten wir uns hier oben auf und machten einige Fotos. Die Fernsicht war nicht gut, denn leichter Nebel lag auf den Bergen.
Beim Abstieg über den Gipfelhang sicherten wir sorgfältig, was einige Zeit in Anspruch nahm. Weiter unten, insbesondere ab dem Alphubeljoch, kamen wir schneller voran und waren kurz nach 18 Uhr auf der Hütte. Peter war
bereits am Vormittag abgestiegen und so packten wir auch die Rucksäcke und trafen gegen 21 Uhr auf dem Zeltplatz in Saas Grund ein, wo Peter schon wartete. Er fuhr am nächsten Tag gegen Mittag nach Hause. Carsten und ich beschlossen, das Mittagshorn (3143m) zu besteigen.
Vom Zeltplatz aus kann man das mächtige Felsmassiv mit seinem Gipfelkreuz gut sehen. Der Wanderweg führte uns an Saas Fee vorbei zum Plattjen. An einer Wegkreuzung zweigte der blau markierte alpine Steig zum Mittagshorn ab. Dieser Weg ist sehr schmal und abschüssig, besitzt vereinzelte Kletterstellen und erfordert gute Trittsicherheit. 15 Uhr erreichten wir den Gipfel mit dem großen Gipfelkreuz und Gipfelbuchkassette. Auch ein Klettersteig führt auf den Gipfel, von dessen Existenz wir aber erst hier oben erfuhren. Halb acht waren wir wieder an unseren Zelten. Wir gönnten uns einen Ruhetag.
Das Strahlhorn
Am 19. Juli, wieder schwer bepackt, machten wir uns gegen zehn Uhr auf den Weg zur Britannia-Hütte (3030m), den Ausgangspunkt für die Besteigung des Strahlhorns. Es war ein weiter Weg bis zur Hütte. Erst liefen wir 5km Fußwege und Straße durch Saas Almagell nach Zermeiggern, dann in langen Serpentinen den Hang hinauf zu dem Weg zwischen Plattjen und Egginerjoch. Über den Chessjen-Gletscher, an dessen oberen Rand die Hütte steht, erreichten wir nach 17Uhr. Die Britannia-Hütte ist eine große, geräumige und recht gemütliche Hütte. Die Hüttenwirtin war sehr nett und uns fiel auf, dass die Hütte fast nur von Frauen bewirtschaftet wurde.
Mitten in der Nacht, viertel vor vier, verließen wir die Hütte. Von der Scharte aus steigt man erst über einen Pfad zum Hohlaubgletscher ab, überquert ihn und erreicht ein Geröllfeld. Nachdem wir den Allalingletscher betreten hatten, ging es in einem 5 km langen Marsch über den sehr spaltenreichen Gletscher bis zum Adlerpass (3789m). Der obere Teil des Gletschers war teilweise verschneit und wir mussten auf die verdeckten Spalten achten. Um neun Uhr waren wir auf dem Pass. Der weitere Weg verlief ostwärts, einen steilen Grat hinauf, welcher sich weiter oben zu einem breiten Bergrücken wandelte. Über diesen betraten wir halb zwölf den 4190m hohen Gipfel. Auf seiner Nordseite ist der Berg bis oben verschneit und strahlte im reinsten Weiß, seinem Namen entsprechend.
Gegen zwölf Uhr begannen wir mit dem Abstieg. Über den Gletscher kamen wir gut voran. Erst bei der Gletschermoräne am unteren Allalingletscher gab es Orientierungsprobleme. Aus der Talmulde kann man die Hütte nicht se-
hen und nach einigem Suchen fanden wir den richtigen Weg. Die Hütte erreichten wir ca. 18 Uhr. Für den Talabstieg war es schon zu spät und somit blieben wir noch eine Nacht hier oben. Für den Abstieg am nächsten Tag wählten wir den Weg um das Mittagshorn herum, über den Plattjen hinunter nach Saas Fee. Auf dem Chessjen-Gletscher benutzen wir letztmalig in diesem Jahr unsere Steigeisen, bevor sie in den Rucksäcken verschwanden.
Der Piz Medel, keine Viertausender, aber schön
Unsere Alpenfahrt 2008 hatte das Breithorn bei Zermatt zum Ziel. Als Anpassungstour war die Besteigung des Piz Medel vorgesehen. Obwohl diese Alpenfahrt als Clubtour ausgeschrieben war, waren nur Peter, Carsten und ich beteiligt. Nach paar Tagen Aufenthalt auf dem Zeltplatz Fontaniva bei Disentis/Muster fuhren wir am 8. Juli nach Curaglia in der Medelser Schlucht.
Von dort aus liefen wir schwer bepackt zur 2524m hoch gelegenen Medelser Hütte. Es war ein weiter Weg, etwa 10 km Länge und 1200 Hm. Am anderen Morgen gegen halb acht brachen Carsten und ich auf. Gleich unterhalb der Hütte überquerten wir zwei abschüssige Schneefelder und danach felsiges Gelände, teilweise mit Ketten gesichert. Nach zwei weiteren Schneefeldern kamen wir an einen steilen Gletscherhang, den wir hinauf mussten. Oben war eine weite, wenig geneigte Gletscherfläche, an deren gegenüberliegenden Seite sich der Piz Medel erhob. Wir liefen in weitem Bogen um den Gletscher herum. Über weichen Firn und anschließende Blockfelder stiegen wir aufwärts und gelangten auf einen schmalen Felsgrat der zum Gipfel (3211m) führte. In einem Kochgeschirr, angebunden an einer Felszacke, befand sich das Gipfelbuch. Den Eintragungen zufolge waren wir seit drei Tagen die ersten und heute auch die Einzigen auf dem Gipfel, denn beim Abstieg kam uns niemand entgegen. Gegen 17 Uhr passierten wir die Hütte und erreichten 22 Uhr den Zeltplatz. Peter war schon mittags abgestiegen und mit dem Bus voraus gefahren. Am Freitag, den 11. Juli, fuhren wir weiter nach Täsch.
Das Breithorn
Noch schien die Sonne in Täsch, aber am Nachmittag kündigten aufziehende Wolken das Ende der viertägigen Schönwetterperiode an. Am Abend begann es zu regnen und das blieb leider mehrere Tag so. Peter hatte auch noch doppeltes Pech. Als wir am Sonntagmorgen vom Bäcker kamen, verletzte er sich sein rechtes Sprunggelenk. Auf einer kleinen Böschung auf dem Zeltplatz rutschte er auf dem nassen Boden aus. Nun konnte er keine Wanderungen mehr unternehmen und beschloss, am nächsten Tag nach Hause zu fahren.
In den Bergen war der viele Schnee bis auf 2000m Höhe gefallen. Am Nachmittag besserte sich das Wetter und der aushängende Wetterbericht sagte für die beiden nächsten Tage gutes Wetter voraus. Der Donnerstag sollte schon wieder regnerisch werden. Wir hatten also nur ein kleines Zeitfenster und bestellten am Dienstag zwei Plätze auf der Theodul-Hütte.
Mit der Bahn fuhren wir nach Zermatt und um Zeit zu sparen, ging es mit der Seilbahn gleich weiter zum Trockenen Steg (2939m). Über felsiges Gelände, vorbei an der Gandegg-Hütte, gelangten wir zum Oberen Theodul-Gletscher. Diesen überquerten wir, meist neben Skiliften laufend, bis zum Theodulpass. Etwas oberhalb steht unmittelbar an der Schweizer Grenze die Theodul-Hütte vom CAI auf 3317m. Es lag noch viel Schnee hier oben.
Die Hütte war gut besucht, auch von Familien mit Kindern. Wir hatten ein kleines Zimmer mit Doppelstockbetten. Da die Leiter fehlte, musste ich über das Fensterbrett hinaufklettern.
Am nächsten Morgen halb sechs verließen wir die Hütte in Richtung Testa Grigia, eine weitere Hütte in 3451m Höhe, welche ungefähr einen Kilometer Luftlinie entfernt ist. Wir querten ein gewaltiges Skigebiet, deren Lifte aber zu dieser Tageszeit noch außer Betrieb waren. Über einen Ziehweg gelangten wir auf das Breithornplateau. Hier enden die Skilifte auf 3900m Höhe.
Eine breite Spur zog sich, am Breithornpass vorbei, zum Gipfelhang des Breithorns. Hier ging es nun immer steiler werdend und schräg ansteigend zum Gipfelgrat. Dieser führt zum Westgipfel (4164m), welcher die höchste Erhebung des 2,5 km langen Breithornmassives ist. Von der Hütte aus waren wir 3,5 Stunden unterwegs gewesen. Nach einer Gipfelrast, mit viel fotografieren, stiegen wie den gleichen Weg wieder hinunter. Die Skipisten mussten wir etwas umgehen, denn inzwischen herrschte reger Skibetrieb. In der Hütte holten wir unsere zurückgelassenen Sachen ab und mit der Seilbahn und dem Zug fuhren wir zurück zum Zeltplatz. Leider behielt der Wetterbericht recht und das Wetter verschlechterte sich tags darauf. Wir bauten unser Zelt ab und traten die Heimfahrt an.
Fünf Jahre später trafen wir uns wieder auf dem Zeltplatz von Täsch. Peter, Konrad und ich wählten den Anstieg zur Hörnli-Hütte als Einlauftour. Mit der Seilbahn ging es zum Schwarzsee. Es folgten weitere 700Hm zu Fuß, bis wir 12:30 Uhr die Hütte erreichten. Nach ausgiebiger Rast stiegen wir zur Seilbahnstation ab und mit dem Einstieg in die Gondel begann es zu regnen.
In Zermatt schüttete es dermaßen, dass in der Pizzeria „Kleines Matterhorn“ eine Zwangspause eingelegt werden musste. Am Zeltplatz warteten bereits Iris und Knut. Unser Team war jetzt komplett und am nächsten Tag, einem Sonntag, beschlossen wir bei Sonntagswetter eine Tour zum Gornergrat zu unternehmen.
Eigentlich wollten wir zur Gandegg-Hütte aufsteigen und dort übernachten, aber alle Plätze waren belegt. Also fuhren wir mit der Gornergratbahn zur Station Riffelberg. Von dort aus ging es am Riffelsee vorbei zur Gipfelstation
(3100m). Der Gornergrat mit seinem 360° Panorama ist einzigartig. Man steht vis-à-vis der vielen Viertausender, die Zermatt umgeben und unser nächstes Ziel konnten wir auch schon in Augenschein nehmen – das Breithorn. Wir entschieden uns für einen Schnellaufstieg mit Unterstützung der modernen Seilbahnen.
Am 5. August hieß es früh aufstehen. Um 6:40 Uhr saßen wir erwartungsvoll im Zug nach Zermatt. Mit Hilfe der Bahnen erreichten wir bereits gegen halb neun die Station (3820m) am Kleinen Matterhorn.
Aus der Gondel quollen die Breithornaspiranten, Skifahrer und russische Halbschuhtouristen. Wir machten uns für die Gletscherbegehung fertig und los ging es. In einem weiten Bogen liefen wir über ein flaches Plateau. Dort, wo die Flanke des Breithornes etwas steiler wird, legten wir die Steigeisen an. Der Weg zum Gipfel war nicht zu verfehlen. Eine ausgetretene Spur im festen Firn und Menschenketten wiesen den Weg nach oben. Kurz nach elf Uhr erreichten Peter, Iris und ich den schmalen Gipfelaufbau (4164m).
Frank und Konrad waren etwas früher oben gewesen und hatten einen Platz mitten in der Gipfelmenschentraube gefunden. Der Ausblick war überragend, die vielen Menschen aber nicht.
Peter war das egal, für ihn ging mit diesem Gipfelsieg ein Traum in Erfüllung. Es war sein erster Viertausender und das mit 76 Jahren - Respekt!
Wir begannen bald mit dem Abstieg, denn der Firn wandelte sich zu Matsch und das Laufen wird dadurch nicht gerade besser. Die letzten Meter bis zur Seilbahnstation waren deshalb auch recht anstrengend. Einigen Bergsteigern scheint das aber nichts auszumachen, denn sie brachen erst nach 13 Uhr Richtung Breithorn auf.
Wir aber gondelten wieder talwärts nach Zermatt und begaben uns standesgemäß in „unser“ Restaurant „Kleines Matterhorn“, um diese schöne und erlebnisreiche Tour würdig zu beschließen bzw. zu begießen.
Nachdem unser Zeltplatz zwei Tage später - nach größeren Regenfällen bis auf 4000m Höhe - wegen Hochwassergefahr nach Rana evakuiert wurde, liefen wir am folgenden Tag zum Fondueessen nach Täsch, in eine kleine Wirtschaft neben der Kirche. Das Gasthaus besteht seit 1896, so wie unsere Wanderlust.
Im Gästebuch haben wir uns dann verewigen können. Nach unserem dritten Besuch fassten wir den Beschluss, dass dieses Gasthaus das Stammlokal in diesem Gebiet werden soll. Vielleicht der Beginn einer schönen Tradition?
Grand Paradiso
Frank fuhr bereits eine Woche vor der Wanderlustalpenfahrt 2014 Richtung Westalpen. Der Grand Paradiso ist der höchste Gipfel der Grajischen Alpen, die südlich vom Aosta-Tal liegen. Er ist mit 4061m Höhe zugleich der höchste Gipfel Italiens, der sich nicht in den Grenzregionen befindet. Ausgangspunkt ist Pont im Valsavarenche, einem vom Aosta-Tal nach Süden ziehendes Seitental.
Frank berichtet: Am 4. August kurz vor 14 Uhr kam ich in Pont an, stellte mein Auto vor dem Gasthof „Grand Paradiso“ ab und suchte meine Tourenbegleiter, die ich dann im Biergarten fand. Nach einer kurzen Besprechung begann der Aufstieg zum Rifugio Vittorio Emanuele II auf 2735m Höhe, 770Hm über Pont. Nach 2 ¼ Stunden erreichte ich zusammen mit einem Bergführer die Hütte. Es ist ein länglicher tonnenförmiger Bau mit einem Aluminiumdach, welches über viele Ableitungen geerdet wurde, sicher wegen dem Blitzschutz. Innen war die Hütte recht gemütlich und die Schlafräume waren gut. Das Abendbrot war reichlich und es gab gutes Bier in 2/3 l Flaschen.
Mitten in der Nacht erhielten wir halb vier Uhr das einfache italienische Frühstück und 4:15 Uhr begann der Aufstieg. Unsere Gruppe bestand aus 16 Bergsteigern, inklusive der drei Bergführer. Mit Stirnlampen ging es im Dunklen über Geröll und große Steinblöcke mit hohem Tempo aufwärts, so dass ich große Mühe hatte, einigermaßen mitzuhalten. Die Gruppe bestand vorwiegend aus jüngeren Leuten und ich war mit Abstand der Älteste.
Auf knapp 3000m Höhe begannen die ersten Schneefelder zwischen den Felsen und wir legten die Steigeisen an. Auf dem Gletscher, den wir bei Tagesanbruch erreichten, gingen wir in drei Seilschaften weiter.
Noch hingen dicke Wolken über uns und erst nahe der Becca di Moncorve in etwa 3800m Höhe bekamen wir die ersten Sonnenstrahlen ab. Wir legten eine kleine Pause ein. Von hier konnte man auch schon die Gipfelfelsen sehen, aber bis da hinauf waren es noch fast 1 ½ Stunden. Der Weg wurde steiler. 150 Hm unter dem Gipfel begegnete uns unsere erste Seilschaft im Abstieg. Wenig später auch die Zweite, kurz vor den Gipfelfelsen. Wir gingen weiter, legten die Stöcke und die Pickel ab und kletterten am Seil gesichert zur Madonna hinauf. Unsere Seilschaft benötigte rund sechs Stunden für den Aufstieg. Nach einigen Gipfelfotos seilten wir ab und machten Platz für die nachfolgenden Seilschaften, denn es herrschte reger Betrieb am Gipfel. Am steilen Schneehang querten wir unterhalb der Gipfelfelsen zu unserem Depot und stiegen wieder hinunter bis zur Becca di Moncorve, wo wir nochmals eine Rast einlegten und fotografierten. Danach stiegen wir unseren Aufstiegsweg zur Hütte ab, welche 15 Uhr erreicht wurde. Die Bergfüh-
rer waren noch anwesend, doch der Rest der Gruppe befand sich bereits imAbstieg nach Pont. Wir saßen eine Weile beim Bier beisammen. Dann stiegen auch sie ab. Ich blieb eine weitere Nacht auf der Hütte. Die Gruppe wollte in den nächsten beiden Tagen auf den Mont Blanc, den sie aus Wettergründen nicht besteigen konnten. Ich brauchte mich also nicht ärgern, dass ich ihnen nicht hinterher eilte. Am nächsten Morgen stieg ich nach dem Frühstück zum Parkplatz ab. Ich schrieb noch einige Karten und fuhr am frühen Nachmittag Richtung Silvretta, wo unsere Wanderlustfahrt geplant war. Leider hatten wir viel Regen in dieser Woche.
Frank mit Ergänzungen von Knut
Die hohen Berge der Welt
Wie der Leser sicher erwarten wird, blieb es nicht nur bei den Viertausendern der Alpen. Volker und Frank fuhren 1999 zum Kilimandscharo. Leider musste Frank wegen einer kurz vorher überstandenen Grippe die Tour in 5400m Höhe abbrechen. Volker erreichte aber den Gipfel (5895m).
Beide standen dann gemeinsam im Jahr 2007 auf dem Ararat (5165m) und 2011 bestieg Frank die Damavand (5671m).
Iris und Knut unternahmen 2012 eine Wandertour nach Nepal und sahen die ganz großen Berge am Horizont leuchten. Die Tour im Langtang-Tal ging bis auf eine Höhe von 4600m.
Eine Ausnahmestellung bei der Besteigung der Viertausender der Alpen und den hohen Bergen der Welt nimmt natürlich Christian Richter ein. Seit 1961 lebt er zusammen mit Lore im Raum München. Zusammen haben sie viele Bergtouren unternommen und standen auch gemeinsam auf dem Kilimandscharo. Christian hat insgesamt 49 Viertausender bestiegen, seinen letzten im Jahr 2003. Bei einer Expedition zum Dhaulagiri (8167m) musste die Besteigung wegen einer Kameradenbergung in 7000m Höhe abgebrochen werden.
Eine Geschichte möchte ich noch abschließend erzählen. Iris und ich sind im Mai 2013 mit einer Gruppe nach Tibet gereist und sahen eine einzigartige weite und karge Landschaft, hohe vergletscherte 7000’er, die keiner kennt und wir trafen auf ein durch die Chinesen unterdrücktes Volk, das seinen Glauben nie verloren hat und nur dadurch überleben konnte.
Im Hochland von Tibet
Am dritten Tag der Reise war unsere Gruppe im Hochland von Tibet unterwegs. Obwohl hier die Schneegrenze auf 5600m Höhe liegt, waren die Bäche in der weiten Ebene teilweise zugefroren. Im Mai gibt es noch viele Nachtfröste und die Sonne ist noch nicht stark genug, um die Natur zum Leben erwachen zu lassen. Schon seit Stunden bewegten wir uns in Richtung einer unbenannten Passhöhe (5068m), welche nahe dem Tanggula-Pass (5231m) liegt. Es war ein langer nicht enden wollender Weg, der ständig auf einer Höhe zwischen 4500m und 4800m verlief.
Die Höhe merkte man ganz schön, vor allem weil unsere Höhenanpassung zu kurz war. Wir hatten Kopfweh und standen sehr wacklig auf unseren Füßen. Der Hunger vergeht einem dabei und mit dem Wasser aus der Trinkflasche kann man den ausgetrockneten Rachen benetzen.
Einige aus der Gruppe sahen sehr bleich aus und hatten Anzeichen einer Höhenkrankheit. Aber wir hatten keine Zeit zum Anhalten. In der Ferne sahen wir unser Ziel. Nur langsam kam es näher und dann war es geschafft!
Genau um 9:52 Uhr erreichten wir die Höhe 5068m.
Ich machte ein paar Fotos, stieg noch drei Stufen einer Leiter empor um eine bessere Sicht zu haben und öffnete mir eine Büchse Bier.
Dabei lag ich auf meinem Doppelstockbett in der ersten Klasse der Tibetbahn und wir waren auf dem Weg nach Lhasa, welches wir sieben Stunden später ohne weitere größere Anstrengungen erreichten.
Bei dieser Reise ging es später noch einmal so hoch hinaus. Bei einer Busfahrt durchs Hochland von Tibet überquerten wir zwei Straßenpässe mit 4700m und 4950m Höhe.
Der Gipfel des Mont Blanc ist 150 Meter niedriger!
Knut Israel
Es ist inzwischen bei der Wanderlust eine gute Tradition geworden, in den Monaten September oder Oktober ein verlängertes Wochenende oder sogar ein ganze Woche gemeinsam außerhalb von Sachsen zu verbringen.
Begonnen haben diese Herbstfahrten Ende der sechziger Jahre. Das durch den Feiertag am 7. Oktober (Gründungstag der DDR) verlängerte Wochenende nutzte man z.B., um mit den Motorrädern bzw. den teilweise vorhandenen Autos ins Isergebirge zu fahren – zum Misthaus von Gustav Ginzel.
Auch in die Felsenwelt im böhmischen Adersbach und Wekelsdorf ging eine Fahrt. Dann schliefen diese Herbstfahrten etwas ein und wurden im Jahr 2007 von Klaus Halangk wiederbelebt. Im Herbst 2007 fuhren wir in das Riesengebirge, danach folgten die Fränkische Schweiz, der Bayerische Wald (gleich 2x), der Steinwald, Marienbad (CZ), der Harz, das Altmühltal und der Thüringer Wald. Wenn es möglich war, wurde auch geklettert, außer es regnet gerade mal wieder, denn in den meisten Gebieten gab es interessante Kletterziele.
An den Fahrten nahmen regelmäßig zwischen zehn und sechzehn Wanderfreunde teil. Übernachtet wurde in Hotels, Pensionen oder Gasthöfen, manchmal auch mit Wellnessangebot und immer mit gutem Essen.
Das kann man alles buchen, doch das Wetter leider nicht. Einige Herbstfahrten waren deshalb etwas feucht von oben – natürlich nur von oben!
Dieses Jahr fahren wir in die Rhön. Das Quartier im Dreiländereck Bayern-Thüringen-Hessen ist schon fest gebucht. Das Wetter auch.
Eine besonders schöne Herbstfahrt hatten wir im Jahr 2014 im Altmühltal, denn das Wetter hatte richtig gut mitgespielt und die Stimmung in der Gruppe war super. Den Tourenbericht könnt Ihr gleich anschließend lesen.
Altmühltal Altessing (Niederbayern!) vom 07.09. bis 14.09.2014
Am Sonntag war unser Anreisetag beim Gasthof Ehrl in Altessing. Zur Mit tagszeit trafen wir, aus verschiedenen Richtungen kommend, im Altmühltal ein.
Wir liefen bis zum Marktplatz und über die alte Holzbrücke, welche einen alten Altmühlarm überspannt, zurück nach Altessing. Von hinten kam ein kleines Gewitter herangezogen, was kurzzeitig über uns die Schleusen öffnete. Für unser gemeinsames Abendbrot war ein großer Tisch für 12 Personen eingedeckt. In lustiger Runde ließen wir den Tag ausklingen.
Montag, unserer erster Wandertag: Wir fuhren bis zum Parkplatz an den Schiffsanlegestellen in Kelheim. Von dort aus wanderten wir die Donau stromaufwärts. Es ging am Klösterl vorbei bis zum Donaudurchbruch. Kurz vorher wurde bei einer Rast mit Rotkäppchensekt auf den gemeinsamen Urlaub angestoßen. Über einige Treppen stiegen wir zu den Aussichtspunkten über der Bischofs- & Löwenbucht, mit wunderschöner Aussicht auf das Kloster Weltenburg. Nach dem Keltenwall führte uns der Abstieg an das Donauufer und mit einer kleinen Fähre setzten wir über. Wochentags ist der Besucheransturm nicht so groß und wir fanden im Biergarten der Klosterbrauerei gut Platz. Nach der Besichtigung der Klosteranlage und der oberhalb stehenden Kapelle teilten wir uns in verschiedene Grüppchen auf. Die meisten Wanderlüstlinge charterten sich die kleine Fähre und fuhren mit dieser durch den Donaudurchbruch bis Kelheim. Gisela und Dietmar bestiegen eines der großen Ausflugsschiffe und fuhren ebenfalls stromabwärts bis Kelheim. Frank und ich wanderten über die Römerwand zu einer Aussicht gegenüber dem Klösterl und dann weiter bis Kelheim. Wir trafen als Erste an unseren Autos ein, denn die Schiffer hatten es sich in einem Café gemütlich gemacht.
Der Dienstagmorgen begann mit etwas Nebel, der sich schnell nach oben verzog und einen weiteren schönen Tag ankündigte. Die Autos blieben heute stehen und vom Gasthof aus ging es direkt los. Unser Ziel war die Burg Randeck, oberhalb von Essing. Ursel und Isolde steuerten diese direkt an, mussten dafür aber die gleichen Höhenmeter bewältigen wie wir. Unsere Gruppe lief erst flussabwärts und stieg dann zum Höhleneinstieg des Schulerlochs hoch. An diesem vorbei ging es teilweise über zugewachsene Wege Richtung Osterholzen. Ein kleiner Rastplatz im Wald lud zu einer Pause ein, die jedoch etwas kürzer ausfiel, denn die Mücken hatten Blut geleckt. Wir folgten zwei Kilometer einer Asphaltstraße und erreichten ein Naturfreundehaus. Kurz vor unserem Ziel, der Burg Randeck rasteten wir nochmals an einem kleinen Teich vor einer Kapelle. Pünktlich 12:15 Uhr erreichten wir unser Ziel. Unsere beiden Damen waren bereits eingetroffen und gemeinsam speisten wir zu Mittag. Nach ausgiebiger Rast stiegen wir nach Essing ab. Im Brauereigasthof Schneider legten wir unsere Cafepause ein. Von dort ging es auf bekanntem Weg, dieses Mal im Trocknen, nach Altessing zurück.
Am Mittwoch war wieder 9 Uhr Startzeit. Wir fuhren zur Befreiungshalle oberhalb von Kelheim und besichtigten diesen Rundbau, der an den napoleonischen Befreiungskrieg erinnern soll. Es ist ein klassizistischer Prunkbau, der an die vielen Schlachten und deren Heerführer erinnert, weniger an die hunderttausende Landser, die dabei ihr Leben verloren haben.
Vom Parkplatz aus starteten wir unsere Wanderung Richtung Altessing. Die Autos ließen wir stehen. Auf der Höhe ging es durch den Hochwald bis zu einer großen Kreuzung mit einer kleinen Wanderhütte. Es wurde Rotwein gereicht und nach der Rast wanderten wir auf einer Forststraße bis zum äußeren Keltenwall. Auf diesem entlang und später steil absteigend erreichten wir den Talgrund des Altmühltals. Dort trennten sich die nach Altessing-Wanderer von den Autoabholern, welche zum Parkplatz an der Befreiungshalle zurück mussten. Iris, Dietmar, Frank und ich liefen an der Altmühl entlang Richtung Kelheim und stiegen steil zur Befreiungshalle auf.
Auf der Rückfahrt wurde beschlossen, den Nachmittag zum Klettern zu nutzen. Wir Vier wurden noch von Isolde begleitet und fuhren nach Prunn. Dort stiegen wir zur Schartenseite des Prunner Turms auf. Wir kletterten erst den Normalweg (II) und danach in der Abseilwand eine IV+, denn unser eigentlicher Weg war noch besetzt. Danach stiegen wir die Tour „Wand“ (IV). Der Fels ist hier teilweise recht glatt, da dieser Turm seit Jahrzehnten sehr stark besucht wird.
Am Nachmittag waren dann Helga und Peter aus Dresden angekommen, so dass unsere Herbstwandergesellschaft auf 14 Personen anwuchs.
Donnerstag. Heute war ein Besuch der Greifvogelschau in Riedenburg geplant. Vom Parkplatz an der Altmühl, nahe dem Ortskern, begann der steile Aufstieg zur Rosenburg. Nach 20 Minuten erreichten wir den Eingang zur Burg. Die Schreie der verschiedenen Raubvögel, wie z.B. Falken, Geier und Adler, waren schon von weitem zu hören. Vor der Flugschau hatten wir noch genügend Zeit, die Burganlage und das Museum zu besichtigen. Dann versammelten sich die Besucher um den runden Vorführplatz. Nach einer kurzen Einleitung zeigten die verschiedenen Greifvögel ihr Können. Sie flogen teilweise recht knapp über unsere Köpfe, so dass ihre Flügelspitzen uns berührten. Es war für alle eine sehr unterhaltsame Vorführung. Auch die Vögel hatten scheinbar ihren Spaß. Es gab als Belohnung kleine Fleischhäppchen und fliegen konnten sie auch noch.
Am Kiosk vor der Burg stärkten wir uns und stiegen in einem weiten Bogen um die Burg herum nach Riedenburg ab. Wieder teilte sich unsere Gruppe in die Schiffer und Wanderer auf. Isolde, Ursel, Christa und Klaus hatten beschlossen, mit dem Schiff nach Essing zurück zu fahren. Die Wanderer stiegen über den Katzensteig zur Obereggenburg hinauf. Von der Ruine hatte man einen schönen Blick zur Altmühl. Auf einem Wald- und Wiesenweg ging es wieder zurück nach Riedenburg, mit abschließendem Kaffeetrinken in einer Eisdiele.
Der Freitag begann mit Regenwetter, genauso wie es der Wetterbericht vorhergesagt hatte. Die geplante Wanderung zum Schloss Prunn wurde mit den Autos bewältigt. Rechtzeitig zur Schlossführung trafen wir ein. Durch die Fenster konnten wir den stärker werdenden Regen sehen, doch im Schloss waren wir gut und trocken aufgehoben. Nach der Führung ging die Fahrt nach Riedenburg. Unser nächstes Regenziel war das Kristallmuseum, welches die größte bekannte Bergkristallgruppe der Welt beherbergt. Die Kristallgruppe ist so imposant, dass man diese auch bei schönstem Wetter besuchen könnte. Sie wurde 1981 in den USA gefunden und wiegt ca. 7,8 Tonnen. In einem Stück geborgen, musste die Kristallgruppe für den langen Transport in zwei Teile zerlegt werden. In einem weiteren Raum kann man einen Turmalinfund aus Madagaskar bestaunen. Der Turmalin wurde scheibchenweise zerschnitten und zeigt so sein fantastisches Innenleben.
Das Wetter hatte sich noch nicht wesentlich gebessert und wir entschlossen uns für eine etwas längere Mittagspause im Gasthaus. Danach fuhren wir nach Altessing zurück. Für den nächsten Tag hatten wir uns für eine Führung durch die Kuchlbauer-Brauerei in Abensberg angemeldet.
Am Vormittag liefen Iris, Gisela, Frank, Dietmar und ich noch eine kleine Runde. Vom Gasthof aus gingen wir flussaufwärts und querten die Altmühl.
An der Klausenhöhle vorbei erreichten wir den Tatzelwurm, eine Holzbrücke die uns nach Essing zurückführte. Von der Brücke aus bogen wir links ab und besuchten noch den Blautopf, eine kleine Karstquelle am Ortsrand von Essing, bevor wir nach Altessing zurückkehrten.
Dann starteten wir nach Abensberg. Die Brauerei ist durch die Hundertwasser-Architektur inzwischen sehr bekannt geworden und dementsprechend war der Besucherandrang.
Brauereiführungen laufen meistens nach dem gleichen Schema ab, aber nicht beim Kuchlbauer. Da ist alles anders. Die Verbindung der Braukunst mit Zwergengeschichten und dem Künstler Friedensreich Hundertwasser zieht sich durch die gesamte Führung und ist überall im Gebäude erkennbar.
Der Höhepunkt der Besichtigung ist die Besteigung des Hundertwasserturms. Ein Bauwerk wie aus einem Märchen. Am Fuße des Turmes ruhten wir uns bei einem echten Kuchlbauer etwas aus und besuchten abschließend das Kunsthaus, welches ebenfalls nach Plänen von Hundertwasser erbaut wurde.
Auf der Rückfahrt kehrten wir in Holzerlanden im Jägerstüberl ein. Bei frischem Zwetschgendatschi, Buchteln und Schwarzwälder ließen wir es uns gut gehen. Vor ca. 25 Jahren fuhren Iris und ich öfters an diesem Gasthaus vorbei, wenn wir im Altmühltal klettern waren. Damals gab es noch keine durchgängige Autobahn München – Regensburg und man fuhr über Land, eben an diesem Gasthaus vorbei.
Am Sonntag war dann der Abreisetag. Wie im Fluge ist die Woche vorbei gewesen und aufgrund des schönen Wetters konnten wir viel unternehmen.
Ein Teil der Wanderlüstlinge fuhr nach Sachsen zurück. Helga, Gisela,
Dietmar und Frank machten sich Richtung Bayerischen Wald auf, sowie Iris und ich Richtung Franken, zum Klettern.
In den drei bisher erschienen Festschriften der Wanderlust wurden bereits einige Berichte von Erstbesteigungen und Erstbegehungen abgedruckt. Mit diesem Artikel werden die Aktivitäten der verschiedenen Clubfreunde in einer allgemeinen Übersicht zusammengefasst. Eine wesentliche Vorarbeit zu diesem Artikel leisteten dabei Felix Israel und Lothar Volkmer.
Es gab zwei längere Zeitabschnitte, in denen die Kletterer der Wanderlust außergewöhnlich erstbegehungshungrig waren.
In den zwanziger Jahren, die man noch zur Erschließerzeit zählen kann, war vor allem Rudolf Stelzer sehr aktiv und erfolgreich. Die Erstbesteigungen der Bergfriednadel und vom Rudolfstein möchte ich hierbei besonders herausstellen. An der Nadel kletterte er 1920 v.u.g. (von unten gesichert), da es inzwischen so dunkel geworden war, dass seine Gefährten nicht nachsteigen konnten.
Die zweite Erstbegehungsphase begann bereits während des zweiten Weltkrieges und dauerte bis Ende 1960. Junge Burschen wie Gerd Klingelhöffer, stiegen äußerst schwere und teilweise ungesicherte Wege, so z. B. seine Erstbegehung der SO-Wand am Hirschgrundturm.
Auch Horst Dunger startete nach seiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft sofort durch. Ihm gelangen niedrige Wiederholungen von schweren Wegen und einige sehr schöne Erstbegehungen.
Dem jüngeren Leser sei gesagt, dass man in dieser Zeit am Sonnabend bis Mittag arbeiten musste, die Verpflegungssituation nicht die Beste und der VerkehrsVerbundOberelbe (VVO) noch nicht gegründet war.
Das umweltschonende Mountainbike mit 20 Gängen war noch nicht erfunden und mit dem Vorkriegsdrahtesel machte es teilweise keinen richtigen Spaß, da es fast keine Bereifung und Schläuche zu kaufen gab und 10x das
Rad flicken, bis man die Schweiz erreichte, war auch nicht sehr erbauend.
Rahmenbrüche waren auch nicht so selten, denn die Rucksäcke hatten damals nicht nur ein größeres Volumen (Wanderscheißhaus) sondern auch das Gewicht verhielt sich leider direkt proportional dazu. Ein 16mm Seil mit 40m Länge, vier zwölfer Schlingen und fünf Karabinern brachten locker 15kg auf die Waage. Das Thema Kletterschuhe möchte ich jetzt nicht erschöpfend abhandeln. In Ermanglung dieser, und nicht etwa weil der Sachse schmerzunempfindlich Füße hatte, kletterte man oft barfuß. Dachdeckerschuhe mit selbst geflochtener Sohle aus alten Hanfseilen waren ein gewisser Luxus.
Trotzdem wurde wild geklettert und es gelangen unseren Clubfreunden solche Erstbegehungen wie die Krümelkante am Westlichen Feldkopf und ebenfalls von Werner Goltzsche der Späte Weg am Rokokoturm. Horst Dungers Lieblingsgipfel war der Hauptdrilling, an dem er den Wanderlustweg erstbegangen hat und die wunderschöne Dungervariante zum Dietrichweg erschloss. Vom König (Helmut Richter) ist über diesen Anstieg einliterarische Köstlichkeiten entstanden, die Ihr auf dern folgenden Seiten lesen könnt.
Mit einer großen Mannschaftsleistung konnte Horst Dunger den Bärfangkegel erstmalig sportlich besteigen. Für die Baustelle wurde der Fotograf Classen vom Massiv geholt, weil sonst nicht sauber gebaut werden konnte. Eine Schwebesicherung war somit auch nicht mehr möglich gewesen. Frei geklettert ist der AW heute mit IXa eingestuft.
Zusammen mit meinem Vater, der 1950 an der Erstbesteigung als Baumann beteiligt war, konnten wir uns 1984 die 94. Begehung des AW sichern. Natürlich auch ohne Schwebesicherung, wie damals. Die 100. Besteigung des Bärfangkegels hatten wir um 2 Besteigungen verpasst. Felix war bei unserer Besteigung nicht mehr als Baumann aktiv, dafür überwachte er unser Tun auf das Genauste. Die Sicherungsseile meiner Bauleute mussten erkennbar durchhängen. Es musste „sauber“ gebaut werden, wie damals.
Die Wanderlust wird auch noch mit einer anderen Mannschaftsleistung in Verbindung gebracht und Poldi, einer der Zeitzeugen, grinst nur bei meiner Nachfrage, ob diese Geschichte wahr wäre. Was war geschehen?
Auf das Hintere Raubschloss führte eine hölzerne Steiganlage, damit die Touristen diesen freistehenden Felsen besteigen konnten. Vor allem die lange Leiter wurde als baufällig eingestuft und von den fürsorglichen Clubfreunden im Mai 1948 entfernt, denn es sollte kein Wanderer zu Schaden kommen. Da der Winterstein, so der zweite Name des Felsens, ohne die Möglichkeit der künstlichen Besteigung eindeutig ein Klettergipfel war,
machte man sich nun dran, Erstbegehungen an den neuen Wänden durchzuführen. 1952 wurde dann die Stiege von Naturfreunden erneuert und der Status Klettergipfel entfiel somit.
In der folgenden Aufstellung werden die Erstbesteigungen und Erstbegehungen von Mitgliedern der Wanderlust aufgelistet, welche während ihrer Mitgliedschaft im Club durchgeführt wurden.
Es ist durchaus möglich, dass in den Kletterführern unter „Gen.“ bzw. „Gefährten“ noch weitere Mitglieder der Wanderlust an Erstbegehungen teilgenommen haben, die in der Auflistung aber nicht erscheinen.
Insgesamt haben sich 25 Mitglieder der Wanderlust an 7 Erstbesteigungen und 43 Erstbegehungen beteiligt.An erster Stelle steht dabei Gerd Klingelhöffer mit 9 Wegen, gefolgt von Horst Dunger (8) und Rudolf Stelzer (7).
Die schwierigste Erstbegehung (IXb) führte D. Scholze in geteilter Führung mit J. Höfer im Jahr 1995 am Turm am verborgenen Horn durch.
Allerdings sind die Leistungen von R. Stelzer, H. Seidel und W. Zobler, die bereits Anfang der zwanziger Jahre VIIa Wege erstbegangen haben, auch nicht zu verachten. In den dazwischenliegenden 75 Jahren hat sich der Klettersport in Sachsen rasant entwickelt. Leider wurde diese Entwicklung durch die Ereignisse des 2. Weltkrieges kurzzeitig unterbrochen und viele Klettertalente, auch bei der Wanderlust, kehrten nicht mehr nach Hause zurück. In den vierziger und fünfziger Jahren wurden weiter schwere Erstbegehungen unter anderem von G. Klingelhöffer, H. Dunger und W. Goltzsche durchgeführt. Die Schwierigkeiten lagen zwischen VIIc und VIIIa. Danach wurde es sehr still in Punkto Erstbegehungen.
Erst Anfang 1990 konnte mit zwei schwierigen Erstbegehungen diese Tradition kurzzeitig neu belebt werden.
Knut Israel
Nr. | Gipfel | Weg | Datum | |
1 | Leydeturm | AW | IV | 09.04.1914 |
2 | Bergfriednadel | AW | VIIa | 05.10.1920 |
3 | Rudolfstein | AW | V | 28.03.1921 |
4 | Rudolfstein | W- Weg | VI | 28.03.1921 |
5 | Goldsteighorn | O-Wand | V | 15.05.1921 |
6 | Westl. Schrammturm | Neuer Weg | VIIa | 19.03.1922 |
7 | Maiturm | SW-Weg | V | 06.05.1922 |
8 | Hansenstein | O-Kante | VIIa | 02.09.1923 |
9 | Burgener Turm | N-Wand | VIIa | 03.09.1923 |
10 | Abgetrennte Wand | NW-Weg | VI | 15.09.1923 |
11 | Steinkarturm | SW-Weg | V | 15.09.1924 |
12 | Paradiesturm | W-Weg | VI | 05.10.1924 |
13 | Mittl. Bussardturm | NW-Kante | VI | 24.05.1925 |
14 | Weißer Turm | NO-Kante | V | 19.07.1925 |
15 | Popanz | AW | V | 20.08.1939 |
16 | Mittl. Hirschgrundturm | O-Wand | VIIc | 31.03.1940 |
17 | Härtelturm | Übergangsweg | 3/VI | 15.07.1940 |
18 | Hauptdrilling | Wanderlustweg | VIIc | 20.09.1947 |
19 | Wintersteinwächterr | O-Verschneidung | III | 23.05.1948 |
20 | Wintersteinwächter | Maiweg | VIIb | 29.05.1948 |
21 | Wintersteinwächter | S-Riß | VIIa | 06.06.1948 |
22 | Wintersteinwächter | Birkenriß | V | 06.06.1948 |
23 | Leuchterweibchen Vork. | O-Weg | V | 22.08.1948 |
24 | Hinter. Schneeberger Turm | AW | 2 | 08.08.1949 |
25 | Vord. Schneeberger Turm | AW | II | 08.08.1949 |
26 | Bärfangkegel | AW | VIIIa | 02.07.1950 |
27 | Viermännerturm | Herbstweg | VI | 08.10.1950 |
28 | Heringsstein | Nischenkante | VIIIb | 19.08.1951 |
29 | Schiefer Block | Hangelweg | IV | 19.04.1952 |
30 | Hellendorfer Nadel | Var. Talweg | V | 02.06.1952 |
31 | Lange Wand | Tunnelweg | I | Sommer 52 |
32 | Hauptdrilling | Var. Dietrichweg | VIIc | 20.08.1952 |
33 | Waldkegel | S-Wand | VI | 24.05.1953 |
34 | Rabenturm | NW-Wand | VI | 23.06.1953 |
35 | Rabenturm | W-Kante | VIIa | 27.06.1953 |
36 | Rokokoturm | Später Weg | VIIIa | 26.07.1953 |
37 | Meurerturm | N-Wand | VIIIa | 28.07.1953 |
38 | Westl. Feldkopf | Krümelkante | VIIIa | 11.08.1953 |
39 | Vord. Dürrebielewächter | NO-Weg | VI | 06.08.1953 |
40 | Vord. Dürrebielewächter | SO-Weg | V | 09.08.1953 |
41 | Vorderer Spätling | Übergangsweg | 3/1 | 06.12.1953 |
42 | Schwedenturm | SW-Wand | VIIb | 26.07.1958 |
43 | Rauschenspitze | NW-Wand | VIIb | 30.05.1959 |
44 | Mittlerer Bussardturm | Übergangsweg | VI | 26.05.1960 |
45 | Doppelkopf | Sonnwendweg | VIIb | 22.06.1960 |
46 | Vratza-Tal Bulgarien | Dresdner Weg | V | 01.09.1963 |
47 | Vratza Tal Bulgarien | Freundschaftsw. | V | 01.09.1969 |
48 | Gamrigkegel | Black Future | VIIIc | 21.05.1990 |
49 | Turm am Verborg. Horn | Sonntagsziehung | IXb | 22.10.1995 |
Anzahl Anzahl
I 1 VIIIa 4
II 1 VIIIb 1
III 1 VIIIc 1
IV 2 IXb 1
V 10
VI 9 2 1 Sprung-Skala
VIIa 7 3 2 Sprung-Skala
VIIb 4
VIIc 3 V 2 Bulg.- UIAA
(frei nach Friedrich Schiller)
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Das Hemd hochgestreift am kräftigen Arm,
die Jacke geöffnet – es ist ganz schön warm.
„Mein Sohn, was birgst Du so bang Dein Gesicht?“
„Siehst Vater Du den Hauptdrilling nicht?“
Des Hauptdrillings Wände – sein Quergang, sein Riß.
„Mein Sohn, Du hast wohl gar jetzt schon Schiß?“
„Du liebes Kind, komm doch mal her,
mein Überhang ist nicht so schwer,
für die Hände Griffe, für die Füße ´ne Rippe,
komm zieh die Padden an und hol die Strippe!“
„Mein Vater, mein Vater, oh hörst Du denn nicht,
was Hauptdrillings-Gipfelkopf leis zu mir spricht?“
„Ach Quatsch – das war ein verlaufener Mann,
halt jetzt die Klappe – ich steige an!“
Er tritt hoch an, beginnt zäh den Kampf,
ihm zittern die Beine – er geht auf Krampf.
Wenn’s nicht sofort klappt – wird er sogar böse,
so erreicht er schnaufend die Öse.
Er hängt sich ein, zieht hoch die Leine,
der Himmel strahlt im Gewitterscheine.
„Mein Vater, mein Vater, ich zittre und schwitze,
halt straff das Seil und gib mir Spritze!“
Der Vater tut es mit aller Kraft
Und endlich hat’s auch der Sohn geschafft.
Sie wechseln die Sich’rung – die Standplätze auch –
Der Vater quert nun zum zweiten Bauch.
Er zieht sich hoch an mächtiger Zacke,
dem Sohn an der Öse geht mächtig die Jacke.
Nun ist er verschwunden – „Oh Gott laß es glücken.“
Ich will auch nie wieder „Büchsen drücken“!
Von oben tönt leis Karabiner-Gekling
und Vater ruft laut: „Ich bin am Ring!“
Der Sohn steigt weiter im Donnergeknatter,
die Überhänge werden immer glatter.
Die Füße rutschen, die Finger gehen auf,
da ruft der Vater von oben: „Pfeif drauf“.
Er zieht am Seil – so sehr es nur geht,
bis – endlich – sein Sohn auch am Ringe steht.
Kalkweiß im Gesicht – zerfetzte Sachen,
schlotternde Knie – geöffneter Rachen.
Dem Vater graust, er steigt geschwind,
in ächzenden Ästen – da harft der Wind.
Er erreicht den Gipfel mit Müh und Not,
sein Sohn am zweiten Ring – hing tot!
etwa 1948
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung vom „König“ (Helmut Richter)
(aus seinem Buch „Die Bergfahrt geht zu Ende“- 2007)
In meinem i-Bed ist schnell ein passender flowiger Singletrail auf der App: „www.Uffbassen und ni uff de Gusche flieschen.de“ gefunden, der auch zum Hiken gut geeignet ist. Take the long way. Ich packe gleich am Abend mein gesamtes Mountain Equipment zusammen. Ein cooles Outfit zum Chillen auf der Hütte darf natürlich nicht fehlen. Am nächsten Morgen geht´s zeitig los,
schon vorm Aufstehen. Shit, am Backshop steht bereits eine lange Schlange. Gegen halb zehn habe ich dann endlich mein Sandwich und den Coffee ToGo. Ich will gerade in meinen noblen babyblauen Suffi steigen, ein ganz neues Modell der Road-Driver-Edition mit allen Features des Jahrgangs 2016, als Patrick durchklingelt. „He Alter, meine Jacqueline hat ihren i- Sprung – da fahre ich lieber mit dir weg“. In´s Navi gebe ich Patricks Adresse ein und das Head-up-Display zeigt mir die Fahrtroute an. Ich muss nur einmal abbiegen und stehe 278 Meter später vor seiner Haustür. Sein kleiner Rucksack ist ruckzuck verstaut und los geht es.
Inzwischen ist es elf Uhr und the Road ist total überfüllt. Wo wollen die People nur alle hin? Ich muss ganz schön kurven um vorwärts zu kommen.
Nichts mit cruisen und take it easy! Ich drücke die DSC-Taste und schalte nach 2,5 Sekunden in den agileren DTC-Modus um. Das ACC (Abstandsregelsystem) muss ich ausschalten, sonst geht nix voran.
Quietsch – Brems – Steh! Warum zieht denn der alte Golf-1-Grufti in meine Spur? Ohne EBA und BAS, was durch ein neues RSC unterstützt wird, hätte ich das nicht ermeckert. Mit meinem Electroic Stability Control System (frü-
her ESP) inklusive ABS, gekoppelt mit ASR konnte ich gerade noch abbremsen und sehr knapp rechts vorbeiziehen. Glück gehabt!
Autobahnende – Stau – logisch bei den vielen Sonntagsfahrern. Ich stehe in der linken Spur, als der Golf-1-Grufti langsam rechts an mir vorbeirollt. Ich kriege hier fast ´nen Börnaut. Gegen 13 Uhr erreichen wir den Parkplatz.
Alles total überfüllt. Gott sei Dank kommen gerade die ersten Wanderer von ihrer Tour zurück und ich finde eine enge, für meinen Suffi eine viel zu enge Lücke zum Parken, leider nicht im Schatten. Beim Aussteigen knallt meine Tür gegen die Schrottlaube neben mir. Das der überhaupt bis hierhergekommen ist? An meiner Tür ist zum Glück alles ok.
Auf dem Parkplatz ist es sehr heiß und es stellt sich mir die Frage des Styles. Ziehe ich nur die leichte Manni-Courmayeur-Advanced-Pants Softshellhose mit 437g Gewicht an, oder die Hochvariable Doppelzipp-Trekkinghose aus K-1000 öko zum Abzippen? Die wiegt allerdings 154 Gramm mehr!
Beim Shirt habe ich das gleiche Problem. Das kurze Merino-Tencel T-Schirt oder das Long Sleepe Honlly Sweater mit bewährter Dri-Release Technologie und seinem super Feuchtigkeitsmanagement. Bei den Hosen brauche ich so etwas noch nicht. Ich nehme das LSHS – in Coffee-Farbe.
Da ist sowieso schon ein Coffeefleck von meinem Coffee ToGo drauf, den ich mir bei dem Bremsmanöver wegen dem Golf-1-Grufti über den Latz geschüttet hatte. Nächste Frage: Welche Shoes? Soll ich die All-Terrain -Running-Shoes, das sind die leichten Hiker, oder die schwereren Boots nehmen? Ich wähle die Keenwag-Paradiso-MFS-GTX-Surround aus der dritten Surround-Generation, die im letzten Jahr mit dem Outdoor Industry Award preisgekrönt wurden. Der Vorteil bei diesen Boots ist der Spacer, durch den der Schweiß der Fußsohlen seitlich abgeleitet wird. Vielleicht funktioniert es, denn ich habe die guten Tourensocken zu Hause vergessen und nur meine weißen Tennissocken an. Wird hoffentlich keiner merken. Ich packe noch die Hardshelljacke mit der Z-Knut-Backer Technology ein und die Softschelljacke lasse ich am Auto. Sonst wird mein Backpack zu schwer.
Ja dieses Backpack ist auch nicht ohne. Der hat einen integrierten Recco-Reflektor in Kombination mit dem neuen Helicopter-Rettungssystem SAR11, was ein schnelleres Orten ermöglicht. Man kann nie wissen!
Der Rahmen vom Tragesystem ist aus russischer Kiefer. Der Gesamt-CO² Fußabdruck des Backpacks reduziert sich damit um 11%. Was tut man nicht alles für die Umwelt! Das kleine Stück Känguruleder, welches als Accessoires auf die Deckelklappe aufgesetzt wurde, stört mich da nicht so sehr. Ich bin ja kein Veganer. Mein Backpack kann aber noch ein weiteres Highlight aufweisen. Bei den letzten Satch-Spray-Days hat der Backpack-GraffitiPerformer Alfons, mein Wunschgraffiti mit einem sehr individuellen Touch
auf mein Backpack gesprayt – ein Edelweiß.
Die anderen Gadgets hatte ich am Abend vorher zu Hause verstaut, wie zum Beispiel das i-walk-solar-powerbank-XL, das Ladegerät für mein i-Fon.
Über meine Unterwäsche werde ich ein anderes Mal berichten. Eines ist aber klar – die ist vom Feinsten.
Doch Halt! Als letztes muss ich meine Felix®4-FR-RUBIN, eine edle Multisportuhr mit integrierter Smartwatch – ein Must-have - auf die Ausgangshöhe und die Startzeit einstellen. Ich drücke auf Start: Es ist jetzt genau 13:47 Uhr und 899 Meter über N.N.
Patrick trampelt nervös auf der Stelle. Er ist seit einer halben Stunde abmarschbereit. Kein Wunder, er muss auch nicht so viel zusammenpacken, wie ich. Patrick hat nur eine einfache, etwas billigere Ausrüstung.
Jetzt kann´s losgehen. Der Weg zieht gleich steil nach oben. Hinter uns hören wir das Grollen eines herannahenden Gewitters. Ich bin etwas verwundert, denn eigentlich war das Gewitter erst für den frühen Nachmittag angekündigt. Es beginnt langsam zu tröpfeln und wir beschleunigen unser Tempo. Zwischendurch noch ein großer Schluck aus der Energydrinkdose genommen und ein Stück vom Natural-Energy-Powerriegel in den Mund geschoben. Trotzdem löst meine Felix®4-FR-RUBIN ein Emergency Signal aus, ich bin überpowert – meine Pulsfrequenz ist um 5 Pulsschläge zu hoch.
Hoffentlich geht das gut! Die Hütte ist aber glücklicherweise in Sichtweite.
Endlich erreichen wir die sichere Unterkunft auf 1300m.
Es ist jetzt genau 15:45 Uhr und exakt 401 Meter höher als der Parkplatz. Cool! Wir haben damit die angegebene Aufstiegszeit von 2 Stunden glatt unterboten. Ich gehe erst einmal zum Duschen. Es ist in dieser Location alles sehr einfach gehalten, aber das sind wir Naturfreaks ja so gewohnt. Patrick macht inzwischen die Übernachtung klar, die ich während der Autobahnfahrt per Whatsapp vorreserviert hatte. Allerdings müssen wir unser Zimmer mit zwei anderen teilen. Es sind zwei Girls – sehr schön denke ich mir noch,
als die beiden gerade um die Ecke biegen. Sie sind von ihrer scheinbar großen Klettertour ganz schön abgekämpft und verschwitzt. Ohne zu Duschen gehen sie sehr früh ins Bett und am nächsten Morgen brechen sie gegen fünf Uhr zur Nordwand der Machospitze auf. Also, wenn alle Girls so wären?
Wir schlafen etwas länger aus. Nach dem Duschen haben wir Glück - es ist zwanzig Minuten nach neun Uhr - dass uns das Küchenpersonal ein Breakfast zubereitet. Allerdings schauen die etwas komisch daher. Vielleicht sind denen meine Tennissocken aufgefallen. Vor unserem Abmarsch erkundigen wir uns nach den möglichen Gefahren bei der Besteigung der Gigerlspitze.
Die Wirtin meint nur etwas gelangweilt, dass wir auf dem Forstweg immer schön rechts gehen sollten, damit uns die Mountainbiker nicht überfahren.
Auf dem Forstweg, wir gehen hintereinander und halten uns scharf rechts, macht das Laufen keinen richtigen Spaß und wir zweigen deshalb in einen schmalen Pfad ab, der sehr steil direkt zum Gipfel führen müßte. Teilweise sind rot-weiße Absperrbänder zwischen den Bäumen gespannt und die Bäume selbst sind mit Schaumstoffmatten gepolstert. Wie aus dem Nichts kommend schießen StarWars-ähnliche Gestalten auf ihren Downhill-Freeride-Fullsuspensions Mountainbikes an uns vorbei. Schock!
Erst jetzt bemerke ich, dass wir uns auf einem Downhill-Trail befinden. Bei der nächsten Gelegenheit kehren wir wieder auf den Forstweg zurück und erreichen nach 57 Minuten sicher den Gipfel auf 1499m Höhe.
Der Hardcore der beiden letzten Tage wird am Gipfelkreuz durch einen galaktischen Ausblick belohnt. Vor uns breitet sich eine Patchwork-Landschaft aus, die man in der City so nicht sehen kann. Supergeil!
Wir machen eine relaxed Summit Rest. Im Hintergrund surren leise die Seilrollen der Cabelcar und ein Song von DJ Ötzi schallt aus den Boxen des Berggasthofes Almhütte herüber. Echt voll nice. Das Knattern eines Helicopters durchbricht die Stille. Vor der Nordwand der Machospitze bleibt er im Schwebeflug stehen. Die zwei crasy Girls aus unserem Zimmer wollten doch dort hin und jetzt haben sie wohl die Rettung rufen müssen? Doch nicht so cool gelaufen, was? Plötzlich dreht der Heli ab und fliegt direkt auf uns zu.
Oh Gott! Hoffentlich hat mein Rettungssystem SAR11 kein Signal gesendet und einen Falschalarm ausgelöst!
Ich schaue auf die Kontrollleuchte am Tragesystem meines Backpacks. Sie blinkt gleichmäßig grün: „an–aus-an-aus“. Beim Vorbeiflug sehe ich dann, wie aus dem Heli gefilmt wird. Also kein Falschalarm. Alles ist gut!
Vor dem Abstieg will ich schnell das obligatorische Gipfel-Selfie machen, denn leider kann ich vom Gipfel aus nicht mit meinen Friends skypen.
Dummerweise habe ich meinen GoXtreme X-Tender Selfie Stick im Auto vergessen. Wie sollen wir jetzt unser Selfie mit Viktorypose schießen?
Patrick meint nur, dass ich einen von den über hundert Gipfelbesuchern fragen sollte. Nee, von einem Seilbahn-Halbschuh-Touristen lasse ich mich nicht auf DIESEM GIPFEL fotografieren. Notgedrungen knipse ich das Selfie aus der Hand und poste es an meine Facebook-Community. Sofort kommen viele Likes und Feedbacks, wie etwa „Wir freuen uns mit Euch“, „Super Leistung!“, „toller Erfolg!“ oder „meine Oma war auch schon da oben!“. Irgendwie macht es mich sehr stolz, und zufrieden steigen wir zu meinem Auto ab. Auf der Heimfahrt treffen wir den Golf-1-Grufti wieder. Er steht mit kochendem Kühler auf dem Standstreifen der Autobahn. Ich hänge seinen Oldie bei mir an und mit 170 km/h schleppe ich ihn bis vor seiner Haustüre. So schnell war der noch nie unterwegs gewesen. Ja, wir Naturfreaks halten eben immer zusammen.
Am Abend läuft gerade die Glotze, wie eigentlich jeden Abend bei mir. Die News sind langweilig, auch wie jeden Abend, doch heute werden geile Movies gezeigt. Ein Helicopter fliegt über die Mountains und bleibt vor einer hohen schattigen Wand stehen. Ach ja, es werden die beiden Girls in der steilen Nordwand der Machospitze gezeigt. So spektakulär ist das jetzt auch nicht. Die sind sogar mit einem Seil festgebunden. Das kann man ganz genau sehen. Der Heli kippt zur Seite ab und fliegt direkt zur Gigerlspitze zu.
JA dort - genau dort sitze ich - Ich bin im Fernsehen! Eigentlich muss man gar nicht mehr in die Berge fahren, denke ich mir so, wenn man sich das am Abend in der Glotze anschauen kann. Das muss ich sofort meiner Facebook-Community posten.
Im Jahr 1956 hätte man die Geschichte etwas anders erleben können:
Seit zwei Wochen arbeiten Karli und ich bei einem Spengler in München.
Wir müssen erst etwas „Westgeld“ verdienen, um unseren Alpenurlaub finanzieren zu können. Für Sonnabend planen wir eine Tour in den bayrischen Alpen. Das Wetter soll sehr schön und stabil werden. Der Chef hat uns dankbarerweise freigegeben, denn eigentlich müssten wir bis Mittag arbeiten. Halb fünf sitzen wir im Zug und fahren Richtung Berge. An der Bahnstation verlassen wir diesen, durchqueren eine Autobahnbaustelle und beginnen mit dem Anstieg. Nach einer Stunde erreichen wird den Einstieg zur Nordwand der Machospitze. Ich ziehe meine schweren, mit Draht geflickten Nagelschuhe aus und beginne barfuß zu klettern. Zügig steigen wir
durch die 600m hohe etwas brüchige Wand. Die wenigen Haken sind nicht sehr vertrauenserweckend und das 40m Hanfseil läuft schwer durch die Karabinerrabiner. Gegen 4 Uhr erreichen wir den Gipfel und haben wahrscheinlich die fünfte Begehung der Nordwand geschafft. Stolz reichen wir uns zum Berg Heil die Hände. Dann steigen wir ab. Entlang eines Baches geht es talwärts.
Kurz vor der Hütte tauchen unsere Körper in eine glasklare Gumpe ein. Das Wasser ist recht kalt, trotzdem ist es einfach nur herrlich. Die Hüttenwirtin hat uns zwei „Russen“ schon kommen sehen und zwei kühle Halbe gezapft, die sehnsüchtig auf uns warten. Das Lager war schnell gerichtet und wir nehmen vor der Hütte Platz. Zwei junge hübsche Dirndl setzen sich zu uns in die Abendsonne und wir beschließen gemeinsam, am nächsten Tag zur Gigerlspitze aufzusteigen. Kurz vor zehn Uhr erreichen wir den Gipfel und
genießen das herrliche Bergpanorama und die himmlische Ruhe.
Mit großer Sorge betrachten wir ein Bauschild, das mit geschwollenen Sprüchen den geplanten Seilbahnbau und den Bau eines Bergrestaurants ankündigt. Soll das die Zukunft in den Bergen sein? Wir glauben es nicht!
Etwas beunruhigt steigen wir vier ins Tal ab. Während der Heimfahrt verabreden wir uns für die nächste Bergtour am kommenden Wochenende, und es sollten noch viele gemeinsame Bergfahrten folgen.
Nur auf die Gigerlspitze sind wir nie wieder gestiegen, denn so wie dort hatten die Modernen Zeiten gerade erst begonnen.
Die Personen, die Handlung, das Multifunktionsoutdoorequipment und die Location sind frei erfunden. Aber leider gibt es wirklich solche Zeitgenossen und ich hoffe sie bleiben in der Stadt.
Pear-Store Ladengeschäft mit der angebissenen Birne
„i-„ wird Ei gesprochen (z.B.: Ei-Fon)
App Anwendungssoftware von der man veräppelt wird
Whatsapp´n früher SMS schreiben, davor Brief schreiben, noch früher Steinplatte mit
Keilschrift meißeln
hiken wandern
chillen abhängen – früher ausruhen
Suffi SUV = großes umweltverpestendes Stadtauto mit oder ohne Allrad
Gadgets zum Mitführen geeigneter kleiner Gegenstand, teilweise weniger sinnvoll
Selfie Selbstfotografie bei der jährlich mehr Menschen verunglücken, als wie von
Haien gefressen werden.
Facebook soziales Netzwerk in dem sich die Menschen alles mitteilen müssen, was
eigentlich keiner wissen will
posten Nachricht versenden, ohne Briefmarke!
Knut Israel
Wanderlust und die Bergfinken
(aus dem Jahr 1956)
Sofort nach Beendigung des Krieges griff der nachfolgende 1. Vorsitzende Funger dieses Thema wieder auf und in der ersten Versammlung des SBB im Februar 1919 wurde das Mitglied der Wanderlust Otto Gräfe, der damals den SBB und seine Wanderlust während des Krieges mit aufrecht erhalten hatte, mit der Aufstellung dieser Gesangsabteilung beauftragt.
Naturgemäß versuchte er zuerst unter den Zurückgekehrten seines eigenen Clubs hierfür Interessenten zu finden – und fand sie auch. Ferner beteiligten sich hieran noch in erster Linie die „Frankensteiner“ und weiter die „Felsenbrüder“, die „Falkenspitzler“, die „Schweifsterne“ und die „Kreuztürmer“, zusammen 28 Köpfe. Als Leiter und erster Dirigent dieser neuen Gesangsabteilung wurde Max Richter „Wanderlust“ gewählt. Sofort wurde mit den Proben, mehrmals wöchentlich, begonnen, denn schon zum festgesetzten Begrüßungsabend der heimgekehrten Bergsteiger, am 15. März 1919 sollte diese Gesangsabteilung zum ersten Male auftreten.
Hierbei muss berücksichtigt werden: Der politische und strategische Zusammenbruch 1918 war lange nicht so total wie 1945, z.B. konnte Mani Strubich seine Erstbegehungen fast sämtlich in den Jahren 1917 und 1918ausführen und 1919 und 1920 fortsetzen, während im 2. Weltkrieg, ungefähr von 1943 an, der Bergsport fast vollkommen stillgelegen hat und erst gegen 1947 sehr langsam wieder in Gang kam.
Also schon 4 Monate nach Beendigung des ersten Weltkrieges stand die Gesangsabteilung und festigte sich fortlaufend.
Noch im gleichen Jahre 1919 konnten Max Richter den Gesangslehrer Großmann für die musikalische Leitung gewinnen, der unserer Gesangsabteilung als Dirigent bis 1926 vorgestanden hat.
Im Jahre 1921 gab Max Richter dann auch die geschäftliche Leitung an den Bergfreund Richard Krampe „Warttürmer“ ab, während Albert Müller „Wanderlust“ den stellv. Vorsitzenden übernahm. Beide behielten auch 1922 die Führung der Gesangsabteilung.
1923,1924 und 1925 leitete Alfred Wehowsky „Gamsen“ die Abteilung. Paul Sterzel „Wanderlust“ übernahm den stellv. Vorsitzenden und im Jahre 1925 Bergfreund Tschieharz den Kassiererposten. Während 1923 die Abteilung 60 Sänger zählte, waren es 1925 90 Köpfe.
1926 wurde Kurt Schmiedgen „Zugspitzler“ zum 1. Vorsitzenden gewählt und Paul Sterzel wieder zum 2. Vorsitzenden. Bergfreund Tschieharz blieb Kassierer. Von 1927 bis 1931, in wirtschaftlich schlechten Zeiten, leitete Kurt Schmiedgen weiterhin die Abteilung und Bergfreund Augustin als sein Stellvertreter, während Bergfreund Tschieharz weiterhin treu zur Stange hielt.
Als der bisherige Dirigent Großmann infolge vorgerückten Alters Ende 1926 seinen Posten niederlegte, war es nicht einfach, einen neuen Dirigenten zu finden. Obwohl sich mehrere darum bewarben, wollten wir auch nicht jeden nehmen. Paul Gimmel „Wanderlust“ fand den Ausweg und bewog Kurt Kämpfe, unser Liedermeister zu werden, der die Abteilung von Erfolg zu Erfolg führte, zumal er sich ernsthaft Mühe gab, sich in die Mentalität des Bergsteigens einzufügen und auch an leichten Klettereien teilnahm, obwohl er auch nicht mehr der „Jüngste“ war. Als sich dann unter den Dresdner Bergsteigern die Lederhose durchsetzte, war er auch mit dabei.
1932 – in wirtschaftlich schwerster Zeit – behielt Kurt Schmiedgen den Vorsitz, während Rud. Böhmer sein Stellvertreter ward, auch Bergfreund Tschieharz war weiterhin mit dabei. 1934 übernahm Rud. Böhmer den Abteilungsvorsitz und Bergfreund Tschieharz „Berglergilde“ den 2. Vorsitzenden.
Die Abteilung schritt weiterhin unter seinem Liedermeister Kurt Kämpfe von Erfolg zu Erfolg, die Konzerte im Frühjahr und im Herbst mussten an 2 Abenden im Vereinshaus – stets ausverkauft – durchgeführt werden und der Applaus nahm vorher nie gekannte Ausmaße an. Die Abteilung hatte inzwischen die Kopfzahl 120 überschritten und seit 1930 trat die Abteilung geschlossen in Lederhosen, weißem Hemd und weißen Strümpfen auf – einschließlich Liedermeister.
Von 1935 an übernahm Kurt Kämpfe außerdem noch die geschäftliche Leitung und behielt dieselbe bis 1945. Seit 1934 trat die Abteilung im der Öffentlichkeit als Dresdner Bergsteigerchor auf, welcher Name sich sehr schnell unter der Dresdner Bevölkerung einbürgerte und auch in München und Wien von sich reden machte. Von 1943 an konnten infolge des „totalen
Krieges“ keine Konzerte mehr durchgeführt werden, denn nur sehr wenige Bergfreunde waren nicht eingezogen worden, 95% standen unter Waffen.
Im Sommer 1945 bildete sich ein anderer Chor mit einem anderen Dirigenten, der sich den alten bekannten Namen Dresdner Bergsteigerchor zulegte.
Nach und nach kamen auch die überlebenden Mitglieder dieses Bergsteigerchores aus der Gefangenschaft zurück, die sich wieder um den alten Liedermeister und Komponisten Kurt Kämpfe scharten und die sich nun einen anderen Namen zulegen mussten. Seit 1946 kennt jetzt die Dresdner Öffentlichkeit die Dresdner Bergfinken unter ihrem ersten Vorsitzenden Walter Fritzsche, an denen sich vom ersten Tage an unsere Wanderlust wieder beteiligt und heute mit 9 Köpfen vertreten ist.
Der Erfolg ist der gleiche wie vor dem zweiten Weltkrieg und weitere schöne, eigene Lieder sind zum alten Bestand hinzugekommen. Geschäftlich ist der Dresdner Bergfinkenchor heute eine vollkommen selbständige und unabhängige Körperschaft und die ausverkauften Säle bei den Frühjahrs- und Herbstkonzerten sind die beste Garantie für ein erfolgreiches und gesichertes Weiterbestehen.
Gerhard Dreissig (Johann)
Siegfried Missbach
Fritz Bertram
Rudolf Landrock (Poldi)
Gerhard Richter Johannes Gläser (Hansi)
Horst Faller (Bäcker)
genannt Otto Johannes Potschappel
Er hatte im sächsischen Gussstahlwerk Freital gelernt, mit einem Jahr Zusatzausbildung zum Kunstschmied. Nach dem Krieg war er bei der Wismut tätig, bis er 1958 nach München übersiedelte und bei der Luftfahrtfirma MBB arbeitete. Hier begann in seinem Werkstoffprüflabor die große Liebe zum Edelstahl.
Die legendären Lichtelabende der Münchner Sachsen festigten den Zusammenhalt fern der Heimat und so ergab es sich, dass er für Dietrich Hasse und Lothar Stutte etwa 600 bis 800 Sicherungshaken für die Erschließung der Meteora-Felsen in Griechenland fertigte. Auch Pit Schuber, der Experte des DAV-Sicherheitskreises, erhielt Material, das u.a. im Kalk der Martinswand bei lnnsbruck, am Gardasee oder im Wilden Kaiser steckt.
Bleibende Erinnerungen schuf Hans-Otto auch als Kunstschmied und Edelstahlkünstler. Bereits zu MBB-Zeiten begann sein künstlerisches Schaffen.
Seit 1985 in Rente, entstanden in seiner kleinen Werkstatt viele Skulpturen und Exponate aus NIRO-Stahl (V2A). Mit diesen Kunstwerken nahm er an Weltmeisterschaften und Ausstellungen im ln- und Ausland teil.
Übrigens ist Hansi der einzigste Künstler in Deutschland, der so etwas aus
Edelstahl fräst, schweißt, biegt, feilt und poliert.
Seine nie erloschene Verbindung mit Dresden zeigt sich heute in seiner Stiftung an das Zauberschloss in Schönfeld bei Dresden. Dort ist ein großer Teil seine Kunstwerke zu bewundern.
Ich selbst besuchte zwei Jahre lang die Sozialistische Kunsthochschule zu Dresden. Da unpolitische Bilder auch politisch ausgelegt werden können, hatte man mir beizeiten empfohlen, das Hohe Haus zu verlassen. Es passte gerade gut in meine Lebenswegfindung, denn ich musste mich entscheiden: Künstler oder Kletterer – ich wurde letzteres.
Es gab dann eben noch diesen Hermann, ein richtig guter und schaffensreicher Maler und Graphiker. Viele Clubfreunde haben von ihm ein Bild oder Bilder zu Hause hängen. Zum 100. Stiftungsfest wurden diese zu einer einmaligen Ausstellung zusammengeführt.
Hermann wurde am 15.11.1912 geboren und war ein ausgebildeter Chemigraf bzw. Lithograf. Sein Vater Otto starb 1929, so dass Mutter Maria die beiden Söhne alleine großziehen musste. Bruder Otto, der aus dem Krieg
nicht zurückkehrte war damals erst 11 Jahre alt.
Hermann war zweimal verheiratet und hatte einen Sohn. Bereits 1940 wurde er zum Kriegsdienst einberufen und hat diese fünf Jahre Fronteinsatz glücklicherweise überlebt. Er kehrte gesund und unverletzt nach Hause zurück.
Nach dem Krieg arbeitete er im Deutschen Hygiene Museum Dresden als Graphiker. Er zeichnete dort u.a. anatomische Bilder für die Ausstellungen.
In seiner Freizeit malte er vor allem Motive der Sächsischen Schweiz und fertigte Graphiken in unterschiedlichen Techniken an.
Zum 60. Stiftungsfest der Wanderlust gestaltete er die Festschrift mit verschiedenen Drucken. Sein Farbdruck mit „Rauschenstein und Winterberg" war Kalenderblatt 03-2016 in unserem Jubiläumskalender. Für mich ist es seine schönste Arbeit, die ich kenne. Malen können viele Menschen, aber einen Farbdruck herstellen, das bringen nur die wahren Künstler.
Leider hatten nicht alle Mitglieder das Glück eines langen Bergsteigerlebens.
Zwei Bergfreunde verunglückten bei Bergfahrten tödlich. Am 15.07.1912 stürzte der zwanzigjährige Hans Dwehle in den Kamin der Räuberhöhle unterhalb vom Belvedere in der Böhmischen Schweiz. Er wurde zu diesem Zeitpunkt als Gast der Wanderlust geführt.
Im Jahr 1943 kehrte Erich Böhnhardt von einer Solobesteigung des Seekopfes im Verwall nicht zurück (26.07.1943). Seine Kameraden fanden ihn erst zwei Tage später. Die Unglücksursache konnte nicht geklärt werden.
In den beiden Weltkriegen verlor der Club 21 junge Männer, die in steiler Wand kämpfen wollten, aber sicher nicht an der Front. Einige von Ihnen überlebten die Kampfhandlungen, kehrten aber aus der Gefangenschaft nicht zurück. Sie blieben für immer vermisst. Heinz Oehme sah zwar seine Heimat wieder, doch seine Kriegsverletzungen beendeten sein junges Leben 1949.
Der Tourenbericht von Werner Herrmann, der im Anhang vom Feldpostbrief 15 zu finden ist, veranlasste mich, diesen Artikel zu schreiben und damit an diese Bergfreunde zu erinnern. Seine „Abschiedsbergfahrt“ schildert die Durchsteigung vom Strubichweg am Falkenstein 1943. Beim Lesen des Berichtes erinnerte ich mich gleich an meine eigene Durchsteigung des Weges.
Wir waren auch ungefähr gleichaltrig, nur mit dem Unterschied, dass es bei mir nicht in einem Fronturlaub war und ich nicht an die Front zurück musste.
Werner Hermann und seine beiden Seilkameraden mussten wieder an die Front und er ahnte vielleicht, dass es seine letzte Klettertour werden sollte. Seine Hoffnung auf ein Wiedersehen in der heimatlichen Felsenwelt erfüllte sich nicht, so wie bei seinen anderen Bergfreunden:
Reissig, Emil (WK I)
Zobler, Walter
Boßack, Rudolf (Berliner)
Öhme, Heinz (an Kriegsfolgen verst.)
Sucker, Helmut
Zobler, Heinz
Keppler, Helmut (Sohnel)
Ott, Werner (Mannel)
Göbel, Gerhard (Orange)
Kettner, Werner
Stöhr, Helmut
Schuberth, Walter (Buffo)
Hermann, Werner
Herrmann, Horst
Deckert, Arno
Burkhardt, Erich
Becker, Helmut
Müller, Heinz
Neumann, Werner
G. Hellwig (als Gast)
des T.C.Wanderlust 1896 Dresden.
(Melodie: Ich hatt‘ einen Kameraden)
wenn den letzten Gruß man spricht
früher stiegen wir durch die Wände
und reichten uns die Hände
mit glücklichem Gesicht.
Der Berg hat uns verbunden,
ja wie konnte es anders sein,
ob wir stiegen oder sangen –
nun bist du voraus gegangen
zum hellsten Gipfelschein.
Gäb` es auch droben Berge,
grünen Wald und Felsenwand,
seid nicht traurig Bergesbrüder,
sicher wären wir dann wieder
vereint in jenem Land.
1996
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung vom „König“ (Helmut Richter)
(aus seinem Buch „Die Bergfahrt geht zu Ende“ - 2007)
Falkenstein - Strubichweg VIIb 1943
Wir hatten Bergfahrtendienst und trafen uns in der Kette. Mit unserem Stelzer Rolf, der zugleich unser Bergfahrtenführer ist, gingen wir zum Falkenstein. Schon lange hatte ich mir vorgenommen, einmal den Strubichweg anzugehen und heute schien mir das so recht dazu geeignete Wetter zu sein.
Stelzer Rolf war ja nicht so ohne weiteres damit einverstanden, aber nach einigen Hin und Her konnte ich ihn doch überzeugen und so bildete ich dann mit meinem Bruder und Arno Deckert eine Seilschaft, während Rolf mit drei neuen Zöglingen zum Schusterweg ging. Auch wir stiegen zunächst auf das große Plateau, auf das man über die Schrofen des Schusterweges gelangt.
Dort seilten wir uns ein und mit drei Seilschlingen versehen ging ich den Weg an. Der Quergang in die Südostseite war schon ganz schön ausgesetzt aber leicht bis zur Nachholstelle. Von dort ging es mit Hilfe eines Risses über einen großen Überhang, der mir erst überhaupt nicht gefiel. Zweimal musste ich ansetzen. Dann fiel er mir aber gar nicht so schwer, als wie er aussah. Weiter ging´s über eine herrliche Reibung zu einer Rinne, die zu einem ziemlich großen Absatz führte. Dort konnte ich nun meinen Bruder nachholen.
Nun war keine irgendwie abgetretene Stelle zu sehen, den Weg kannte ich auch nicht genau und nach kurzer Umschau ging ich über eine brüchige Wand hoch. Es war eine verflucht sandige Angelegenheit, aber wie sich herausstellte, doch der richtige Weg, denn nach fünf Metern kam ich auf ein Band und sah nun rechts den ersten Ring. Zu diesem querte ich hinüber und sicherte meinen Bruder, damit er Arno nachholen konnte. Bald darauf stand mein Bruder auch am Ring. Ich querte wieder nach links, nahm mit Hilfe eines Risses, in dem sich ganz annehmbare Griffe befanden, einen großen brüchigen Überhang und sah dort den 2. Ring direkt über mir. Dazwischen lagen noch acht Meter Wand, die ganz schön schwer waren. Man ist nun schon sehr hoch und hat mächtig viel Luft zwischen den Beinen. Am 2. Ring musste ich mich in eine Seilschlinge einbinden, da ich meine Seillänge ganz ausgestiegen hatte. Nun holte mein Bruder erst mal Arno nach und dann stieg er leicht und flott nach oben. Ich war heilfroh, dass ich nun endlich von meiner Stelle am Ring weiter konnte, denn mir taten an diesem miesen Standplatz schon alle Knochen weh und meine Kameraden waren genau der gleichen Meinung, als wir uns auf dem Gipfel darüber unterhielten.
Ich kletterte nun auf eine große brüchige Rippe zu, nachdem ich zuvor eine Pfundsseilschlinge gelegt hatte. Die Meter bis zur Rippe waren ganz pfundig, denn erstens kommt die Rippe ungefähr einen halben Meter vor, wo man hinüber muss und dann ist da alles brüchig und sandig und zweitens schießt die Wand dort sechzig Meter gerade runter, so dass es sich um eine ausnehmend luftige Sache handelt. Wenn man eine Länge von etwa drei Metern an der Rippe hinter sich hat, kann man in eine Rinne hineinspreizen,
die dann zum Kamin wird. Im Kamin verschnaufte ich erst einmal und genoss den schönen Blick auf den Hohen Torstein und den Bloßstock. Dann gab`s im Kamin noch ein kleines Seilmanöver, den mein Seil langte nicht ganz bis zum Falkennest. Bald war diese Schwierigkeit aber behoben und mein Bruder und Arno konnten bis zum Falkennest nachkommen. Wunderbar konnte ich nun beobachten, wie die beiden heraufstiegen, denn es geht ja vom ersten Ring an schnurgerade auf den Kamin zu.
Hier oben bei dem Nest wollte es nun zuerst durchaus nicht weitergehen. Zweimal musste ich ansetzen, ehe ich das Schluss-Stück überwinden konnte. Vom Nest geht es erst rechts heraus und dann anderthalb Meter hoch.
Das Hochgehen ist mir technisch am schwersten gefallen. Dort hängt man an einer Kante, hat unter sich nur Luft, weil alles ausgebrochen ist und ich war wirklich froh als ich diese Stelle hinter mir hatte und auf die Vorgipfel des Falkensteins heraustrat. Nun konnte ich meine beiden Kameraden nachholen. Wir seilten uns aus und über leichten Fels erreichten wir den Gipfel. Als wir uns freudig die Hand drückten hatten wir das Gefühl, eine zünftige Bergfahrt geschafft zu haben.
Rolf war mit seinen Gefährten auch noch auf dem Gipfel und so gingen wir gemeinsam die kleine Zinne an, welche wir über den originalen AW erklommen. Nach kurzer Gipfelrast stiegen wir in einem Mordstempo zu unseren Rucksäcken hinunter, denn es war inzwischen drei Uhr geworden und wir hatten einen Mordshunger im Leibe. Eine schöne Rast in der Sonne folgte, ehe wir uns wieder nach Schmilka bewegten.
essen verdrückt, dann ging´s zum Zug - wir rollten Dresden zu. Wann wird
wohl die nächste Tour in die heimatlichen Berge folgen?
Berg Heil!
Die Herrmann-Brüder und Arno Deckert kehrten aus dem Krieg nicht zurück.